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200. Geburtstag Ernst Litfaß

200. Geburtstag Ernst Litfaß
Februar 2016 (Ausgabetag: 11.02.2016)

Etwa 67 000 Litfaßsäulen gibt es noch in Deutschland. Über 3000 in Berlin. Jede davon ein kleines Denkmal für ihren Namensgeber. Ernst Theodor Amandus Litfaß (1816–1874) war ein Berliner Drucker, Buchhändler und Verleger. Aber auch ein kreativer Werbespezialist mit einer zukunftsweisenden Geschäftsidee. Diese richtete sich gegen das wilde Plakatieren. Denn plakatiert, abgerissen und neu überklebt wurde damals überall. 1855 stellte Litfaß in Berlin 150 „Annonciersäulen“ auf. Darauf konnten sich Unternehmen über einen festgelegten Zeitraum Werbeflächen sichern. Bald schon bestimmten die zylinderförmigen „Litfaßsäulen“ das Straßenbild. Es war der Durchbruch in der Außenwerbung.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte die Produktion von Massenartikeln ein. Dadurch entstand ein gewisser Konkurrenzdruck. „Wo Wettbewerb beginnt, beginnt auch Werbung“ hatte der Reklamefachmann Litfaß richtig erkannt. Zuerst warben Mode- und Lebensmittelgeschäfte. Dann zogen andere Branchen nach. Auch Kulturveranstaltungen wie Theater und Revuen sowie Messen und Ausstellungen plakatierten auf den Litfaßsäulen. Und nicht zuletzt nutzten Behörden die Säulen für ihre Bekanntmachungen. Litfaß, der sich zeitweilig in Berlin das alleinige Recht zur Plakatierung sicherte, wurde sehr wohlhabend.

Während einer Kur in Wiesbaden verstarb der „Werbekönig“ am 27. Dezember 1874. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte erhielt Litfaß, der vielfach als Wohltäter in Erscheinung getreten war, ein Ehrengrab. Seine Erfindung, die Litfaßsäule scheint hingegen fast unsterblich. Noch immer behauptet sie ihren Platz in unserem Straßenbild. Ihre traditionelle – analoge – Art der Werbung gilt vielen Menschen als vertraut. Nicht umsonst bezeichnet man die Litfaßsäule gelegentlich auch als „Stadtmöbel“.

Grafische Gestaltung:
© Gregor Schöner, Bremen / © Stadtmuseum Berlin
Wert: 70 Cent