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100. Geburtstag Joseph Beuys
100. Geburtstag Joseph Beuys
Joseph Beuys (1921–1986) ist der international einflussreichste deutsche Künstler des 20. Jahrhunderts. Mit seinen Plastiken, Rauminstallationen, Zeichnungen, Aktionen und theoretischen Äußerungen propagierte er den Erweiterten Kunstbegriff, der bis heute Kunst und Künstlerinnen und Künstler prägt. Er definiert jede Form bewussten menschlichen Handelns als gestaltende Aktivität und Teil eines plastischen Prozesses, der zur Formung der Gesellschaft und des Planeten beiträgt. Diese Sicht auf die Fähigkeit und ethische Verantwortung des Individuums fasste er in die berühmt gewordene Formel, jeder Mensch sei ein Künstler.
Vor dem Hintergrund der Traumata des Zweiten Weltkriegs und der Shoah exponiert sein reiches und komplexes Werk sowohl menschliches Leid als auch die Möglichkeit, Krisen und Katastrophen zu bewältigen. Den Kalten Krieg, die negativen Folgen des Kapitalismus und des real existierenden Sozialismus, den Zustand der Demokratie, der Bildungssysteme und die ökologische Bedrohung unserer Lebensgrundlagen machte Beuys zum Thema.
Sein Frühwerk ist von christlichen Motiven – Kreuzigungs- und Auferstehungsdarstellungen – geprägt. 1961 wird er zum Professor an der Kunstakademie Düsseldorf berufen. In den 1960er Jahren erregt er im Kontext der „Fluxus“-Bewegung mit spektakulären Aktionen – zum Beispiel mit „wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ – internationales Aufsehen. Humanistisch gebildet und naturwissenschaftlich orientiert, verwendet er früh ungewöhnliche Materialien, um deren chemische und physikalische Qualitäten auszustellen: Speicher-, Übertragungs- oder Isolationspotenziale. Sie werden zu Metaphern für existenzielle Energien und Zustände. Sein Baumpflanzungsprojekt „7000 Eichen“ zur documenta in Kassel wird 1982 zu einer weltweit ersten, wegweisenden, lebendig wachsenden, sozialen Plastik zum Thema Ökologie.
Multiples dienten Beuys zur Verbreitung seiner Ideen. Er signierte Alltagsgegenstände und entwarf Stempel, mit denen er auch Schriftstücke, Aufrufe, Fundstücke und Vervielfältigtes signierte. Beuys‘ Name, den er mitunter mit einem Kreuz verband – als Symbol für Hilfe und Heilung –, wurde zu einem Programm, das Kunst in soziale Praxis zu überführen und sie dennoch nicht flach zu instrumentalisieren suchte, sondern als „Freiheitswissenschaft“ verstand und praktizierte.
Gestaltung des Postwertzeichens:
Professor Frank Philippin, Brighten the Corners, Aschaffenburg
Stempel und Zeichnungen von Joseph Beuys auf dem fliegenden Blatt aus dem Buch:
„Joseph Beuys: Zeichnungen 1947-59 I. Gespräch zwischen Joseph Beuys und Hagen Lieberknecht“. Herausgegeben 1974 als Jahresgabe des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf.
Köln: Schirmer Verlag, 1972.
Eins von 45 realisierten Exemplaren.
Für die Werke von Joseph Beuys: © VG Bild-Kunst, Bonn 2020.
Versteigert bei Venator & Hanstein 2017 in Köln.
Provenienz: Sammlung Dr. Henning Rasner.
Foto: Saša Fuis PHOTOGRAPHIE Köln.
Wert: 155 Cent