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„Tag der Briefmarke“
Schätze der Philatelie – America’s First
Die Serie „Schätze der Philatelie“ wird 2024 mit einer Brief-Rarität aus Südamerika fortgesetzt. Sie gehört zu den Besonderheiten, die nicht nur die Brasilien-Sammler seit Bekanntwerden faszinieren.
Brasilien ist das zweite selbstständige Land der Welt und das erste Land Amerikas, in dem Briefmarken ausgegeben wurden. Am 1. August 1843 erschienen die von Philatelisten wegen ihrer Optik so genannten „Ochsenaugen“ (Olho-de-boi). Die Werte betrugen 30, 60 und 90 Réis (Plural von Real). Allerdings wurden weder die Währung noch der Landesname genannt. Die Marken waren nicht gezähnt, sondern mussten am Postschalter mit der Schere aus den Bogen herausgetrennt werden. Es sind nur etwa 220 Briefe mit den „Ochsenaugen“ bekannt, die meisten wurden damals von den Empfängern achtlos weggeworfen oder überstanden die kommenden Jahrzehnte nicht.
Am 22. August 1843 gab ein nicht bekannter Absender im Hofpostamt der Stadt Rio de Janeiro einen Brief in die etwa 500 Kilometer südlich gelegen Hafenstadt Santos auf. Der Brief wurde mit einem Segelschiff transportiert. Der Absender war sich nicht darüber bewusst, dass er eine Rarität für Posthistoriker schuf: Auf dem Brief wurden alle drei „Ochsenaugen“ verwendet, die Marke zu 60 Réis ist sogar als Paar aufgeklebt. Das Gesamtporto betrug somit 240 Réis, für damalige Verhältnisse ein stolzer Betrag. Er belegt aber auch die Wichtigkeit des Briefinhalts. Denn sonst hätte der Absender vermutlich nach einer preiswerteren Transportmöglichkeit gesucht.
Heute wird der Brief auch als „America‘s First“ bezeichnet. Es gibt keinen anderen erhalten gebliebenen Brief mit dieser Kombination von „Ochsenaugen“. Bekannt ist er seit etwa 1918, zum ersten Mal wurde er 1923 vorgestellt – im „Großen Lexikon der Philatelie“ von Alexander Bungerz. Der damalige Besitzer ist nicht bekannt, der Brief hatte zuvor 80 Jahre in einer Sammlung quasi „geschlummert“. 1956 wurde er von einem brasilianischen Sammler gekauft, 1975 konnte ihn der brasilianische Händler Rolf Harald Meyer in Basel erwerben. Vor einigen Jahren fand sich bei einer Auktion wieder in der Schweiz ein neuer Inhaber.
Gestaltung des Postwertzeichens und der Ersttagsstempel: Hanno Schabacker, Berlin
Bildquelle: © Bund Deutscher Philatelisten e.V.
Text: Walter Bernatek und Reinhard Küchler, Bund Deutscher Philatelisten e.V.