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Sonderpostwertzeichen-Serie „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“
Donata Helmrich
Donata Helmrich, geb. Hardt
geboren 27. August 1900 in Loschwitz – gestorben 10. April 1986 in Keitum
Donata Helmrich ist seit 1933 mit Eberhard Helmrich, einem Berliner Landwirtschaftsexperten, verheiratet. Beide lehnen das NS-Regime ab und unterstützen ihre jüdischen Freundinnen und Freunde, etwa bei der Emigration. Im Sommer 1941 wird Eberhard Helmrich als Leiter der Lebensmittel- und Landwirtschaftsverwaltung in die deutsch besetzte polnische Stadt Drohobycz dienstverpflichtet. Er versucht, die Not der jüdischen Bevölkerung zu lindern. Im Frühjahr 1942 wird auf seinen Vorschlag das Zwangsarbeitslager Hyrawka eingerichtet, in dem Gemüse zur Versorgung der örtlichen SS angebaut wird. Helmrich nutzt seinen Einfluss, um die etwa 200 jüdischen Frauen und Männer „seines“ Lagers zu schützen und sorgt dafür, dass die Lebensbedingungen einigermaßen erträglich sind.
Im Herbst 1942 schleust er mehrere Jüdinnen aus Drohobycz, für die er falsche Papiere als christliche Ukrainerinnen besorgt, zu seiner Frau nach Berlin. Sie nimmt die Verfolgten – darunter Anita Brunnengraber und Melania Reifler – trotz der Sorge um ihre eigenen Kinder bei sich in Berlin-Charlottenburg auf. Da viele Familien günstige Haushaltshilfen suchen, vermittelt Donata Helmrich die jungen Frauen als vermeintliche Ukrainerinnen, die im Gegensatz zu Polinnen als Hauspersonal arbeiten „dürfen“, an ahnungslose Familien.
Donata Helmrich knüpft in dieser Zeit ein Netz von mehr als dreißig Unterstützerinnen und Unterstützern, mit denen sie Verfolgten in Berlin half. Dazu gehören etwa die Bäckerin Emmi Teschendorf oder die Dahlemer Ärztin Dr. Hildegard von Weber. Immer wieder nimmt Donata Helmrich illegal lebende Jüdinnen und Juden für kürzere oder längere Zeit in ihrem Haus auf. Der untergetauchten Herta Pineas, die zu Pfarrhäusern nach Süddeutschland wollte, überlässt sie im Frühjahr 1943 ihren eigenen Ausweis, den sie kurze Zeit später bei der Polizei als verloren meldet.
„Wenn wir beide zwei Menschenleben retten, sind wir quitt mit Hitler, und jedes zusätzliche Leben ist ein Reingewinn,“ lautete Donata und Eberhard Helmrichs Einstellung. Geschätzt wird, dass sie bis zu 300 Verfolgten geholfen haben.
1986 wird Donata Helmrich von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem postum als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Gestaltung des Postwertzeichens und der Ersttagsstempel: Prof. Annette le Fort und Prof. André Heers, Berlin
Foto: © Cornelia Schmalz-Jacobsen
Text: Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin