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08.11.2024

Briefmarken und Sammlermünzen

Sonderpostwertzeichen: „Elisabeth von Thadden (1890 – 1944)“ aus der neuen Sonderpostwertzeichen-Serie „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“

  • Nummer 21/2024
Briefmarke „Elisabeth von Thadden (1890 – 1944)“ BildVergroessern

Am 2. November 2024 hat das Bundesministerium der Finanzen ein Sonderpostwertzeichen „Elisabeth von Thadden (1890 – 1944)“ herausgegeben. Mit dieser Briefmarke beginnt eine neue Sonderpostwertzeichen-Serie „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“.

Das Bundesministerium der Finanzen stellte die Briefmarke am Freitag in Heidelberg vor. Die Präsentation hat am 8. November 2024 um 15.00 Uhr in der Elisabeth-von-Thadden-Schule, Klostergasse 2-4, 69123 Heidelberg stattgefunden.

„Bis zu ihrem gewaltsamen Tod in Berlin-Plötzensee am 8. September 1944 verfolgt Elisabeth von Thadden konsequent ihren eigenen Weg – einen Weg der Selbstbehauptung, Pflichterfüllung und Zuwendung zum Mitmenschen, geleitet von ihrem christlichen Glauben und von protestantischen Werten. Geboren 1890 in die adelige ostpreußische Familie Thadden-Trieglaff und zeitlebens einem nationalkonservativen Weltbild verpflichtet findet sie ihre Lebensaufgabe in der Frauen- und Mädchenbildung. Mit Organisationstalent und Überzeugungskraft gründet sie 1926 in Heidelberg das „Evangelische Landerziehungsheim für Mädchen, Schloss Wieblingen“, das sich der Bildung junger Frauen aus dem Adel und dem gehobenen Bürgertum im Geiste konservativer Werte und reformpädagogischer Grundsätze verschreibt.

Elisabeth von Thadden begrüßt 1933 das Ende der Republik; mit dem NS-Staat sieht sie sich und ihre Schule im Einklang. Seit 1936 distanziert sie sich indes vom Regime. Dazu tragen die Einschränkung des Freiraums ihrer Schule bei, die Repression gegenüber Mitgliedern ihrer Familie, die antisemitische Verfolgung sowie die NS-Kirchenpolitik, welche sie als Mitglied der Bekennenden Kirche empört. Sie setzt dem nationalsozialistischen Rassismus wertegeleitetes Handeln und Menschlichkeit entgegen: Sie unterstützt antisemitisch Verfolgte, organisiert die Kommunikation mit Regimegegnern in der Schweiz und gestaltet den Schulalltag als christliche Gegenwelt. Mit der Entfesselung des Krieges 1939 wird der Zugriff auf die Privatschulen intensiviert; 1941 wird die Lizenz entzogen, die Schule wird verstaatlicht.

Elisabeth von Thadden geht nach Berlin. Dort bewegt sie sich in den Netzwerken des bürgerlichen Widerstands, in denen die Ablehnung des Regimes zur privaten Lebensform wird. Sie knüpft Kontakte zur ökumenisch-pazifistischen Una Sancta-Bewegung. An den Umsturzplanungen beteiligt sie sich nicht. Vielmehr bleibt sie der bürgerlichen Frauenrolle treu: Sie schafft soziale Räume dissidenter Begegnung im Privaten. Eine Teegesellschaft, zu der sie im September 1943 lädt, wird ihr und ihrem Freundeskreis zum Verhängnis. Sie werden von einem Gestapo-Spitzel verraten. Vor dem Volksgerichtshof wird Elisabeth von Thadden neben Otto Carl Kiep am 1. Juli 1944 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und zwei Monate später durch das Fallbeil hingerichtet.“

(Text: Prof. Dr. Martina Steber, Institut für Zeitgeschichte München – Berlin / Universität Augsburg)

Die Gestaltung des Postwertzeichens und der Ersttagsstempel stammen von Prof. Daniela Haufe und Prof. Detlef Fiedler (Cyan) aus Berlin, Foto: © ullstein bild. Die Briefmarke hat einen Wert von 85 Cent und ist seit dem 2. November 2024 in den Verkaufsstellen der Deutschen Post AG erhältlich.