Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in London wird von der Geschäftsträgerin a. i. Tania Freiin von Uslar-Gleichen geleitet. Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Abteilungen Politik, Wirtschaft, Kultur, Presse, Rechts- und Konsularangelegenheiten sowie dem Militärattachéstab beschäftigt. Die Wirtschaftsabteilung, in dem auch der Finanzbereich mit Dr. Werner Kerkloh angesiedelt ist, besteht aus 13 Mitarbeitern.
Die Diplomaten an der deutschen Botschaft in Großbritannien haben die Aufgabe, die Positionen und Interessen Deutschlands zu erläutern und zu vertreten. Dazu gehört als wichtiger Bestandteil die Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit den relevanten britischen Institutionen, so der „Treasury“, dem Finanzministerium, oder insbesondere im Finanzdienstleistungsbereich mit den zuständigen Aufsichtsbehörden.
Außerdem verfolgt Dr. Werner Kerkloh alle für das BMF relevanten Geschehnisse in Großbritannien, wie z.B. die laufenden Brexit-Verhandlungen sowie die Konjunkturentwicklung, das Haushaltsverfahren und die Finanzmarktregulierung.
Ebenfalls in London arbeiten weitere BMF-Kolleginnen und Kollegen bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.
Interview mit Dr. Werner Kerkloh
Als im Spätsommer 2016 im BMF erstmalig eine Stelle an der Botschaft London ausgeschrieben wurde, habe ich mich erfolgreich beworben. Angesichts der Brexit-Entscheidung traf ich in London zu einer Zeit ein, die für die weitere Geschichte Europas sehr bedeutsam werden kann.
Persönlich bedauere ich die Entscheidung des Vereinigten Königreichs. Die Briten waren für mich immer harte aber faire Verhandlungspartner. Mit meinen britischen Counterparts komme ich stets sehr gut aus.
Ich bin – wie bereits erwähnt – der erste BMF Vertreter an der Botschaft London. Aber Deutschland hat den Finanzplatz London in den letzten Jahrzehnten nicht vollkommen unbeobachtet gelassen, bereits seit vielen Jahren ist ein Repräsentant der Bundesbank vor Ort.
Wenn ich keinen auswärtigen Termin habe, beginnt er mit einem ca. halbstündigen Spaziergang zur Botschaft. Ich komme fast immer trocken an. Ein Brite meinte einmal zu mir, seit dem Brexit-Referendum gebe es keinen richtigen Londoner Regen mehr.
Der Tag ist meist sehr abwechslungsreich: Gesprächsrunden in der Botschaft, bilaterale Gespräche oder auch Teilnahmen an Veranstaltungen zum Thema Finanzdienstleistungen – zurzeit sehr oft mit Brexit-Bezug – sowie Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in Berlin. Den Tag runde ich oftmals kulturell ab, ansonsten sind Spaziergänge an der nahe gelegenen Themse, Telefonate mit der Familie, BBC News at Ten oder die Onlineversion der deutschen Tageszeitung vom nächsten Tag angesagt.
In London interessiert mich speziell das Ineinandergreifen von Moderne und Tradition. Ein Beispiel dafür ist mein Besuch bei Lloyd‘s, der weltweit führenden Versicherungsplattform.
Obwohl das Lloyd‘s Building bereits 1978-86 errichtet worden ist, wirkt es auch heute noch sehr futuristisch. Dazu kontrastierend ist im 11. Stock ein Speisezimmer aus dem 18. Jahrhundert eingebaut. Noch beeindruckender fand ich das „Havariebuch“, das inmitten der modernen Handelsplätze im Trading Floor zu finden ist. Dort werden auch heute noch alle Havarien, für die bei Lloyd‘s Versicherungsschutz vermittelt wurde, mit einem Federkiel in historischer Schrift in ein altes schweres Buch eingetragen.
Glücklicherweise überleben die Schiffsbesatzungen in der Regel das Unglück, was auch immer vermerkt wird.