Geboren in Thüringen, aufgewachsen in Berlin und Schleswig-Holstein: Die Ost-West-Biografie von Detlev Rohwedder prädestinierte ihn für seine spätere Aufgabe als Präsident der Treuhandanstalt ebenso wie seine beruflichen Erfahrungen in Politik und Wirtschaft. Karl Schiller holte den promovierten Juristen 1969 ins Bundeswirtschaftsministerium. Dort blieb Detlev Rohwedder zehn Jahre lang als beamteter Staatssekretär. Danach sanierte er den Dortmunder Stahlkonzern Hoesch AG.
Soziale Gerechtigkeit war für den Sozialdemokraten Rohwedder ein unabdingbarer Bestandteil erfolgreichen Managements. Diese Maxime stand auch bei seiner wohl größten beruflichen Herausforderung im Mittelpunkt: Vom Ministerrat der DDR wurde er im Juli 1990 zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Treuhandanstalt berufen, ab August war er deren Präsident.
Detlev Rohwedder war sich der Größe dieser Aufgabe bewusst: Er bemerkte schon früh, eine ganze Volkswirtschaft zu privatisieren, sei „eine Aufgabe von nahezu furchterregender Dimension“. Ihm war klar, dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen die Lebensverhältnisse für viele Bürgerinnen und Bürger grundlegend wandeln würden. „Die Treuhand versteht sich auch als Einrichtung, die mithelfen will, dass bei dem schwierigen Reformationsprozess der Wirtschaft in der früheren DDR die Menschen nicht unter die Räder kommen“, sagte Detlev Rohwedder in einem Interview.
Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble: „Detlev Karsten Rohwedder hat als Präsident der Treuhandanstalt für eine tragfähige Zukunft der Menschen in den damals neuen Bundesländern gekämpft. Daran wollen wir anlässlich des 25. Jahrestages seines Todes in dem Haus, das seit 1992 seinen Namen trägt, erinnern.“
Die Marschrichtung gab Rohwedder in seinem Oster-Brief vom 27. März 1991 an die Mitarbeiter der Treuhandanstalt vor: „schnelle Privatisierung – entschlossene Sanierung – behutsame Stilllegung“.
Nur wenige Tage später, am 1. April 1991, wurde Detlev Rohwedder im Arbeitszimmer seines Hauses in Düsseldorf erschossen. Die Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden. Mit einem Trauerstaatsakt wurde der ermordete Treuhand-Präsident am 10. April 1991 in Berlin geehrt.
Stationen im Leben von Dr. Detlev Karsten Rohwedder
1932 |
Am 16. Oktober wird Detlev Karsten Rohwedder im Haus seiner Großeltern in Gotha/Thüringen geboren. Die familiären Bande nach Gotha pflegt er lebenslang |
1953 |
Abitur an der Gelehrtenschule in Meldorf/Holstein, anschließend Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Mainz und Hamburg |
1959/60 |
Ford und Fulbright Foundation Fellow an der University of California Berkeley School of Law |
1960 |
Heirat mit Hergard Toussaint; aus der Ehe gehen zwei Kinder, Philipp und Cäcilie, hervor |
1961 |
Zweites juristisches Staatsexamen und Promotion zum Dr. jur. in Mainz |
1963-69 |
Leiter der Rechts- und Steuerabteilung und Mitinhaber der Kontinentalen Treuhandgesellschaft/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Düsseldorf |
1969-78 |
Beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft in den Regierungen von Willy Brandt und Helmut Schmidt, verantwortlich unter anderem für den innerdeutschen Handel. Häufige berufliche und private Reisen in die DDR |
1979-90 |
Vorstandsvorsitzender der Hoesch AG |
1983 |
Wahl zum „Manager des Jahres“ |
1990 |
15. Juli bis 28. August Vorsitzender des Verwaltungsrates der Treuhandanstalt Präsident der Treuhandanstalt ab 29. August Im November erneute Wahl zum „Manager des Jahres“ |
1991 |
Detlev Rohwedder wird am 1. April erschossen. Am Tatort wird ein Bekennerschreiben der RAF gefunden |