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20.09.2022

Alle Stimmen zum 70-jährigen Jubiläum des Luxemburger Abkommens

[Christian Lindner:] Wir haben die Verpflichtung, die moralische Verpflichtung, den Überlebenden der Shoah ein Leben in Würde zu ermöglichen. Aber da es ja immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gibt, verändert sich auch der Charakter des Luxemburger Abkommens in der Zukunft immer stärker dazu, die Erinnerung aufrecht zu erhalten und die richtigen Lehren für die Gegenwart zu ziehen. Heute gedenken wir "70 Jahre Luxemburger Abkommen". Es wird bleiben, aber es wird seinen Charakter bis zum 125. Bestehen verändern.

[Josef Schuster:] Das Luxemburger Abkommen, ein historisch wichtiges Abkommen, das eben auch die Früchte insoweit trägt, dass die noch lebenden Holocaust-Überlebenden auch heute noch davon partizipieren können, davon auch ihren Lebensunterhalt häufig bestreiten können. Aber auch sichergestellt wird, dass Holocaust-Erziehung weitergetragen werden kann.

[Gideon Taylor:] Es geht darum, sich um die Überlebenden des Holocaust in ihrem Lebensabend zu kümmern, und um die Verantwortung, künftigen Generationen zu vermitteln, was geschehen ist, damit sie diese Botschaft und diese Lehren weitertragen können.

[Irene Miziritska:] Das Luxemburger Abkommen ist auch heute für unsere junge Generation sehr aktuell. Darauf ist die Bundesrepublik auch irgendwo aufgebaut. Es ist eines der Fundamente. Es prägt die Bundesrepublik bis heute. Damals hat es sozusagen den ersten Schritt in Richtung Staatengemeinschaft zurück in die zivilisierte Welt für die Bundesrepublik eröffnet und ermöglicht. Und heute müssen wir schauen, dass wir auch diese Verantwortung, die damals vereinbart wurde zwischen der Bundesrepublik, zwischen dem Staat Israel und zwischen der Jewish Claims Conference, auch heute weitertragen. Für mich ganz persönlich ist es auch wichtig, dass wir die Erinnerung hochhalten und auch schauen, wie wir mit dieser Verantwortung, die 1952 begründet wurde, auch heute umgehen und das auch in die Zukunft tragen.

[Kai Wambach:] "Verantwortung weitertragen" - das ist eine gute Frage. Wie macht man das überhaupt? Wir nähern uns jetzt leider absehbar der Zeit, in der es bald keine Überlebenden mehr geben wird, keine Zeitzeuginnen mehr. Niemanden, der selber aus eigenem Erleben erzählen kann, was passiert ist. Und was ich mir wünschen würde, ist wirklich, dass wir diese Zeit jetzt noch nutzen; dass wir diese Stimmen aufnehmen können, dass wir im Dialog mit diesen Stimmen erarbeiten können, wie wir diese Verantwortung weitertragen können; dass wir im Dialog mit Israel und auch mit Organisationen wie der Claims Conference diese wichtigen Zukunftsthemen gemeinsam besprechen. Gemeinsam auch mit den Überlebenden, um dann einen Weg zu finden, wie wir neu immer wieder begründen können, wie wir diese Verantwortung aufnehmen und wahrnehmen.

[Irene Miziritska:] Verantwortung weiterzutragen heißt zum einen für mich, weiterhin an die Shoah zu erinnern und zu gedenken. Aber auch, aktiv zu sein und die Demokratie mitzugestalten und sich gesellschaftspolitisch einzubringen.

[Eva Umlauf:] Wir dürfen nicht vergessen, weil wir sehen, dass wir wieder Antisemitismus haben, dass es wächst und dass immer wieder neue Geschichten passieren. Und deswegen darf man nie vergessen und muss weitermachen.

[Margot Friedländer:] Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen. Wir sind alle Menschen. Respektiert Menschen! Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.