Entwicklung von Schulden, Kreditaufnahme, Tilgungen und Zinsen
Im Juni wurden für den Bundeshaushalt und seine Sondervermögen insgesamt Kredite im Volumen von 12,9 Mrd. € aufgenommen und 14,6 Mrd. € an fälligen Krediten getilgt, sodass sich bis zum 30. Juni 2017 der Schuldenstand um 1,8 Mrd. € auf 1.086,7 Mrd. € verringert hat. Von den Schulden wurden für die Finanzierung des Bundeshaushalts 1.045,6 Mrd. €, des Finanzmarktstabilisierungsfonds 22,3 Mrd. € und des Investitions- und Tilgungsfonds 18,8 Mrd. € verwendet.
Im Juni umfasste der Schuldendienst insgesamt 14,0 Mrd. €, weil er neben den Tilgungen von 14,6 Mrd. € auch Zinseinnahmen von 0,6 Mrd. € umfasste. Die Schwerpunkte der Kreditaufnahme lagen auf der Emission einer 2-jährigen Bundesschatzanweisung mit einem Nominalvolumen von 4 Mrd. €, einer 10-jährigen Bundesanleihe mit einem Nominalvolumen von 3 Mrd. € sowie einer 5-jährigen Bundesobligation mit einem Nominalvolumen von 3 Mrd. €. Ferner wurden 2 Mrd. € Unverzinsliche Schatzanweisungen des Bundes, 1 Mrd. € 30-jährige festverzinsliche Bundesanleihen und 0,5 Mrd. € inflationsindexierte Anleihen des Bundes emittiert. Der Eigenbestand erhöhte sich um saldiert 0,6 Mrd. € auf ein Volumen von insgesamt 50,0 Mrd. €. Weitere Einzelheiten zu den Schuldenständen sowie ihrer Veränderung infolge von Kreditaufnahme und Tilgungen zeigt die Tabelle „Entwicklung der Verschuldung des Bundes und seiner Sondervermögen“.
Eine detaillierte Aufstellung der Kreditaufnahme, der Tilgungs- und Zinszahlungen sowie der Schuldenstände des Bundes und seiner Sondervermögen ist im statistischen Anhang des Monatsberichts enthalten. Darüber hinaus enthält der statistische Anhang für den interessierten Leser auch eine längere Datenreihe der Verschuldung gruppiert nach Restlaufzeitklassen.
Die Tabelle „Entwicklung des Umlaufvolumens an Bundeswertpapieren“ zeigt das Umlaufvolumen der emittierten Bundeswertpapiere einschließlich der zusätzlich als Kassenkredit emittierten und verbuchten Bundeswertpapiere.
Die Abbildung „Struktur der Verschuldung des Bundes nach Instrumentenarten per 30. Juni 2017“ zeigt die Verteilung der vom Bund und seinen Sondervermögen eingegangenen Gesamtschulden nach Instrumentenarten. Mit 44,9 % entfällt der größte Anteil der Schuld auf nominalverzinsliche 10-jährige Bundesanleihen, gefolgt von den Bundesobligationen mit einem Anteil von 18,9 %, den 30-jährigen Bundesanleihen mit 18,3 %, den Bundesschatzanweisungen mit 8,6 %, den inflationsindexierten Bundeswertpapieren mit einem Anteil von 6,5 % und den Unverzinslichen Schatzanweisungen mit 1,3 %. Ein Anteil von 1,3 % der Schulden entfällt auf Kreditaufnahmen wie Schuldscheindarlehen und sonstige Kredite.
Von den Schulden des Bundes sind 98,5 % in Form von Inhaberschuldverschreibungen verbrieft, bei denen der konkrete Gläubiger dem Emittenten Bund nicht bekannt ist.
Eine detaillierte Übersicht über die in den Jahren 2016 und 2017 durchgeführten Auktionen von Bundeswertpapieren wird von der Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur GmbH veröffentlicht.1 Am 19. Dezember 2016 wurde die Emissionsplanung des Bundes für das Jahr 2017 veröffentlicht. Am 23. März 2017 wurde die Emissionsplanung des Bundes für das 2. Quartal 2017 und am 22. Juni 2017 die Emissionsplanung des Bundes für das 3. Quartal 2017 im Rahmen der bereits bekannten Jahresvorschau bestätigt. In der entsprechenden Pressemitteilung2 werden die Details zu den geplanten Auktionen von Bundeswertpapieren im Hinblick auf nominalverzinsliche 30- und 10-jährige Bundesanleihen, 5-jährige Bundesobligationen, 2-jährige Bundesschatzanweisungen, inflationsindexierte Bundeswertpapiere und Unverzinsliche Schatzanweisungen des Bundes gezeigt. Darüber hinaus enthalten die jeweiligen Pressemitteilungen eine jeweils präzisierte vierteljährliche Vorschau der Tilgungszahlungen bis Ende des Jahres 2017.
Die Marktentwicklung im 2. Quartal 2017
Die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen (siehe Abbildung Entwicklung der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen im 2. Quartal 2017) erreichten am 18. April 2017 mit einem Wert von rund 0,16 % p. a. ihren Tiefpunkt im abgelaufenen Quartal und gleichzeitig auch das bisherige Jahrestief. Hauptursache war die deutlich gestiegene Nachfrage vor dem Hintergrund von Unsicherheiten vor dem Ausgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich, deren erster Wahlgang am 23. April 2017 stattfand. Es waren vor allem institutionelle Investoren außerhalb des Euroraums, die sich im Vorfeld der Wahl aus französischen Staatsanleihen zurückzogen und die frei werdenden Mittel u. a. in Bundesanleihen investierten.
Ein Blick auf die Entwicklung der Renditedifferenz zwischen 10-jährigen französischen Staatsanleihen und ihren deutschen Pendants verdeutlicht, dass sich die Renditeverläufe durch die Erholung der 10-Jahres-Rendite auf deutscher Seite spürbar angenähert haben – womit die Unsicherheit über den Wahlausgang ab dem 18. April 2017 wieder sukzessive ausgepreist wurde (siehe Abbildung „Entwicklung der Renditedifferenz zwischen Deutschland und Frankreich“).
Im Verlauf des Mai bewegten sich die Staatsanleiherenditen in den großen Währungsräumen per saldo seitwärts. In Deutschland ergab sich anschließend für den Juni zunächst ein leichter Abwärtstrend, der dann jedoch gegen Ende des Monats mit Nachdruck unterbrochen wurde. Am Nachmittag des 27. Juni 2017 hatte sich der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, im Rahmen einer Konferenz im portugiesischen Sintra zur wirtschaftlichen Lage im Euroraum geäußert. Er rückte dabei die Anzeichen für eine „Festigung und Verbreiterung der Erholung“ stärker in den Fokus als das Risiko der – aus EZB-Sicht – zu niedrigen Inflation. Das wurde am Markt als gewachsene Bereitschaft der EZB zur Straffung ihrer Geldpolitik gewertet. Die Bundeswertpapierrenditen stiegen über alle Laufzeiten an, im mittel- bis langfristigen Bereich um mehrere Basispunkte (BP). Die in der Folge von sogenannten EZB-Insidern getroffenen Aussagen, dass Draghis Rede überinterpretiert wurde, konnten die vorherrschende Marktmeinung, dass die EZB eine geldpolitische Wende vorbereite, nicht revidieren. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe notierte zum Ende des 2. Quartals 2017 mit 0,47 % auf dem höchsten Stand seit Mitte März.

Der 18. April 2017 stellte auch am deutschen Aktienmarkt einen markanten Punkt dar (siehe Abbildung „Entwicklung ausgewählter Aktienindizes im 2. Quartal 2017“). Die vor allem durch die Umfragen kurz vor der Präsidentschaftswahl zunehmende Gewissheit, dass Frankreich künftig von einer europafreundlichen Regierung mit Emmanuel Macron an der Spitze regiert werden könnte, sorgte für einen Anstieg des DAX. Dieser wurde im weiteren Verlauf des Quartals auch von sehr guten Wirtschaftsindikatoren für Deutschland und den Euroraum gestützt. Der ifo Geschäftsklimaindex als anerkannter Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft kletterte im Juni überraschend von 114,6 Punkten auf 115,1 Punkte. Damit wurde der Rekordwert vom Mai noch einmal überboten. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang auf 114,4 Zähler gerechnet. Im Euroraum ist jetzt 16 Quartale in Folge ein positives Wirtschaftswachstum festzustellen. Weil Draghi die meisten Marktteilnehmer mit seiner Rede vom 27. Juni 2017 überraschte, hat sich gegen Ende des Quartals das Wirtschaftswachstum jedoch kurzfristig verlangsamt. Insbesondere das Staatsanleiheankaufprogramm der EZB und die damit verbundene Flutung des Bankensystems mit neuem Zentralbankgeld hatte die Aktienmarktentwicklung in Europa seit Anfang des Jahres 2015 kräftig befeuert. Das angedeutete mögliche Einläuten des Anfangs vom Ende dieser extrem expansiven Maßnahme führte beim DAX und beim britischen Leitindex FTSE-- Financial Times Stock Exchange 100 dazu, dass alle Zugewinne des Quartals wieder abgegeben werden mussten und beide Indizes in etwa auf den Stand zu Anfang des Quartals zurückfielen.
Während Euro und Britisches Pfund gegenüber dem US-Dollar recht deutlich zulegen konnten, büßte der japanische Yen im Vergleich zur US-Währung etwas an Wert ein. Die Entwicklungen bei Euro und Pfund stehen nicht zuletzt mit den anziehenden Renditeerwartungen für die beiden Währungsräume in Zusammenhang. Ein deutlicher Ausschlag bei den Wechselkursen fand gegen Ende Juni und damit zeitgleich mit dem Renditeanstieg nach der Draghi-Rede statt.