- Das BMF ist seit der Auflösung des Bundesministeriums für Post und Telekommunikation im Jahre 1998 Herausgeber der deutschen Briefmarken.
- Jährlich werden rund 50 neue Motive herausgegeben.
- Die zusätzlichen Cent-Beträge der sogenannten Plusmarken führen jedes Jahr zu Erlösen in Millionenhöhe und werden verwendet, um vielfältige gemeinnützige Projekte zu unterstützen.
Einleitung
Der Bundesminister der Finanzen ist seit 1998 Herausgeber der Postwertzeichen mit dem Aufdruck „Deutschland“ (Briefmarken).
Von der Idee bis zur Entstehung einer Briefmarke ist es ein weiter Weg. Hierbei erhält das BMF Unterstützung durch angesehene Expertinnen und Experten u. a. aus dem Bereich der Grafik, der Philatelie, der Wissenschaft, aber auch durch Bundestagsabgeordnete und Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Post AG. Jedes Jahr entstehen so rund 50 kleine Kunstwerke, die mit einer Auflage zwischen 2 Mio. und 600 Mio. Stück weltweit versandt werden. Die Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland spiegeln nicht nur Ereignisse mit nationalem, sondern auch mit internationalem Bezug wider. Sie dienen selbstverständlich weiterhin als Porto für Postsendungen – und tun manchmal sogar Gutes.
Nachfolgend wird ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der Briefmarken und der damit verbundenen Veranstaltungen in Form eines Rückblicks präsentiert. Gleichzeitig wird ein Ausblick auf die Höhepunkte des Jahres 2020 gegeben.
Rückblick
100. Geburtstag Annemarie Renger
Annemarie Renger war die weltweit erste Frau, die einem frei gewählten Parlament als Präsidentin vorstand. Insgesamt gehörte sie 37 Jahre lang ununterbrochen dem Deutschen Bundestag an und prägte so die Nachkriegspolitik der Bundesrepublik entscheidend mit. Zu ihrem 100. Geburtstag gab das BMF eine Briefmarke heraus, die der Bundesminister der Finanzen Olaf Scholz am 4. November 2019 im Reichstag im Beisein von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble der Öffentlichkeit präsentierte.
Aufrechte Demokraten - Fritz Bauer
Fritz Bauer, selbst als Jude und Sozialdemokrat von den Nazis verfolgt, gilt als wesentlicher Initiator des großen Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963 bis 1965). Nur durch die Konfrontation mit den Verbrechen des Nationalsozialismus, so seine Überzeugung, konnten demokratisches Bewusstsein und eine demokratische Justiz im Land entstehen; die Demokratisierung der Gesellschaft konnte nur gelingen, wenn sich der Einzelne aktiv für sie einsetzte. Dabei betonte er stets, dass er nicht die Vergangenheit, sondern vielmehr Gegenwart und Zukunft im Blick habe. Mit dieser Briefmarke wird gewürdigt, dass sich Fritz Bauer unermüdlich für Recht und Demokratie eingesetzt hat – was auch heute immer wieder nötig ist.
250. Geburtstag Alexander von Humboldt
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, Bettina Hagedorn, stellte im September 2019 die Briefmarke zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts vor. Seine mehrjährigen Forschungs- und Entdeckungsreisen in Europa, Amerika und Zentralasien führten ihn zu Erkenntnissen, die ihm in den bereisten Ländern und seiner Heimat bis heute höchste Anerkennung verschaffen. Humboldt verstand es wie kein Zweiter zu seiner Zeit, mit wachem Verstand und analytischem Blick Zusammenhänge aufzudecken, die bis dahin nicht erkannt worden waren. Über Ketten von Ursache-Wirkungszusammenhängen konnte Humboldt zu wissenschaftlichen Erklärungen für verschiedenste Phänomene aus zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen vordringen.
Huldrych Zwingli - 500 Jahre Zürcher und oberdeutsche Reformation
Im Mai 2019 wurde die Briefmarke „Huldrych Zwingli – 500 Jahre Zürcher und oberdeutsche Reformation“ gemeinsam mit der Schweiz herausgegeben. Auf das Jahr 1519 ist der Amtsantritt von Huldrych Zwingli als Leutpriester am Großmünster Zürich datiert und damit der Beginn von Kirchenreformen reformierter Prägung in der Schweiz und in Städten Oberdeutschlands. Dieser Amtsantritt hat für den reformierten Zweig des Protestantismus eine mit dem Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517 vergleichbare Bedeutung.
Lübecker Märtyrer
Vier Lübecker Geistliche erkannten immer klarer den unauflösbaren Widerspruch zwischen dem christlichen Glauben und der rassistischen, atheistischen Ideologie der Nationalsozialisten. Je länger das Unrecht währte, desto verpflichtender wurde für die Geistlichen das Gebot, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, die mit Terror regierten und einen Vernichtungskrieg begonnen hatten. Die Nationalsozialisten richteten sie 1943 mit dem Fallbeil hin. Zu ihrem Gedenken wurde 2018 eine Briefmarke herausgegeben, die im vergangenen Jahr mit dem „Premio Internazionale d‘Arte Filatelica San Gabriele“ international als beste Briefmarke mit religiösem Motiv ausgezeichnet wurde.
Jugend - Fledermäuse
Die Serie „Für die Jugend“ zur Unterstützung der Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V. widmete sich im vergangenen Jahr heimischen Fledermausarten. Fledermäuse sind nicht nur die einzigen zum aktiven Flug befähigten Säugetiere, sondern mit weltweit nahezu 1.300 unterschiedlichen Arten eine der artenreichsten Säugetierordnungen. Mit über 50 Fledermausarten europaweit und 25 Arten in Deutschland sind sie weit verbreitet. Mit den Pluserlösen der Plusmarken fördert die Stiftung zahlreiche Maßnahmen zum Wohle von Kindern und Jugendlichen.
Der besondere Mehrwert der Plusmarken ist schon auf den ersten Blick durch das "Plus"-Zeichen zu erkennen. Dieses Signet wurde 2008 entworfen und bürgt dafür, dass jeder zusätzliche Cent gut angelegt ist und direkt bei den Menschen ankommt, die auf die Solidarität unserer Gesellschaft angewiesen sind. Die Porto- und "Pluswerte" betragen jeweils 80 Cent + 40 Cent, 95 Cent + 45 Cent und 155 Cent + 55 Cent. Jedes Jahr kommt ein "Plus"-Erlös von rund 10 Mio. € zusammen. Welcher karitative Bereich die Erlöse erhält, steht jeweils auf den Marken: für die Wohlfahrtspflege, die Jugend, den Sport, den Umweltschutz oder zur Förderung der Philatelie. Die Marken mit dem Plus sind in den Filialen beziehungsweise im Onlineshop der Deutschen Post AG erhältlich.
Sport - Legendäre Olympiamomente
Mit der Briefmarkenserie „Für den Sport“ unterstützt das BMF die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Seit 1968 sind durch die Marken mit dem Plus rund 140 Mio. € an Fördermitteln für die sozialen Belange und Aufgaben im Bereich des Nachwuchsund Spitzensports zur Verfügung gestellt worden. Im vergangenen Jahr wurde die Serie „Sportlegenden“ mit drei legendären Olympiamomenten fortgeführt.
Ausblick 2020
Fußball-Europameisterschaft (Juni)
Erstmals wird die Fußball-Europameisterschaft in diesem Jahr in zwölf Ländern ausgetragen. In Deutschland werden drei Vorrundenspiele und ein Viertelfinale stattfinden. Mit der im Juni 2020 dazu erscheinenden Briefmarke können Standardbriefe im Inland frankiert werden (80 Cent).
EU-Ratspräsidentschaft (Juli)
Ein Höhepunkt des Jahres ist die EU-Ratspräsidentschaft, die Deutschland im 2. Halbjahr 2020 übernimmt und zu dessen Anlass im Juli 2020 eine Briefmarke herausgegeben wird. Zum 13. Mal wird Deutschland der Europäischen Union (EU) vorstehen und sie für sechs Monate nach innen und außen repräsentieren. Außerdem wird Deutschland die Abstimmung mit den europäischen Partnern organisieren und leiten. Für den Bundesfinanzminister sind dabei insbesondere Fragen der Steuerpolitik und die Weiterentwicklung der Banken- und Kapitalmarktunion sowie die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion wichtige Themen.
Willy Brandt - Kniefall von Warschau vor 50 Jahren (Dezember)
Am 7. Dezember 1970 legte der damalige Bundeskanzler Willy Brand unmittelbar vor Unterzeichnung des Warschauer Vertrags zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland am Denkmal der Helden des Ghettos in Warschau einen Kranz nieder. Hier kam es zu der für alle überraschenden Geste, die weltweit Aufmerksamkeit erregen sollte: Willy Brandt schreitet vor das Mahnmal, zupft die schwarz-rot-goldene Schleife am Kranz zurecht, tritt einige Schritte zurück und sinkt schweigend auf die Knie.
Jahre später erklärte er, dass der Kniefall keine geplante Geste gewesen sei. Er habe ein Zeichen setzen und um Verzeihung bitten wollen. Daran erinnert die Briefmarke zum 50. Jahrestag.
Fazit
Briefmarken sind die kleinsten Botschafter Deutschlands. Sie dienen der Erinnerung an Ereignisse der jüngeren und älteren Zeitgeschichte und spiegeln aufgrund ihrer thematischen Vielfältigkeit die verschiedenen gesellschaftlichen Interessen wider. Auch im digitalen Zeitalter hat die Briefmarke ihren Platz und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit in breiten Teilen der Gesellschaft. In diesem Jahr wird es wieder über 50 Briefmarken mit verschieden Motiven geben, die zum Sammeln oder Schreiben anregen und als Plusmarken sogar etwas Gutes bewirken werden.