- Das BMF ist seit der Auflösung des Bundesministeriums für Post und Telekommunikation im Jahre 1998 Herausgeber der deutschen Briefmarken.
- Jährlich werden rund 50 neue Motive herausgegeben.
- Die zusätzlichen Cent-Beträge der sogenannten Plusmarken führen jedes Jahr zu Erlösen in Höhe mehrerer Millionen Euro und werden verwendet, um vielfältige gemeinnützige Projekte zu unterstützen.
Einleitung
Das BMF ist seit dem Jahr 1998 Herausgeber der Postwertzeichen (Briefmarken) mit dem Aufdruck „Deutschland“.
Von der Idee bis zur Entstehung einer Briefmarke ist es ein weiter Weg.1 Dabei erhält das BMF Unterstützung durch angesehene Expertinnen und Experten, u. a. aus dem Bereich der Grafik, der Philatelie und der Wissenschaft, aber auch durch Bundestagsabgeordnete und Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Post AG. Jedes Jahr entstehen so rund 50 kleine Kunstwerke, die mit einer Auflage zwischen 2 Mio. und 10 Mio. Stück weltweit versandt werden. Die Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland spiegeln sowohl Ereignisse mit nationalem als auch mit internationalem Bezug wider. Sie dienen als Porto für Postsendungen und können dabei als Plus-Briefmarken sogar Gutes tun.
Plus-Briefmarken
lassen ihren besonderen Mehrwert schon auf den ersten Blick durch das „Plus“-Zeichen erkennen. Dieses Signet wurde 2008 entworfen und bürgt dafür, dass jeder zusätzliche Cent gut angelegt ist und direkt bei denjenigen Menschen ankommt, die auf die Solidarität unserer Gesellschaft angewiesen sind. Die Porto- und „Pluswerte“ betragen ab 2022 jeweils 85 + 40 Cent, 100 + 45 Cent und 160 + 55 Cent. Jedes Jahr kommt ein „Plus“-Erlös von rund 7 Mio. Euro zusammen. Welcher karitative Bereich die Erlöse erhält, steht jeweils auf den Marken: die Wohlfahrtspflege, die Jugend, der Sport, der Umweltschutz oder die Förderung der Philatelie. Die Marken mit dem „Plus“ sind in ausgesuchten Filialen beziehungsweise im Onlineshop der Deutschen Post AG erhältlich.
Nachfolgend wird ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der Briefmarken des vergangenen Jahres präsentiert. Gleichzeitig wird ein Ausblick auf die Höhepunkte des Jahres 2024 gegeben.
Rückblick
Serie „Für die Wohlfahrtspflege“: Grimms Märchen – Hans im Glück
Diese Serie zur Unterstützung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. widmete sich im vergangenen Jahr dem Märchen „Hans im Glück“ der Gebrüder Grimm. Wir folgen Hans auf seinem Weg vom Haus seines Herren, dem er sieben Jahre treu gedient hat. Auf der ersten Marke winkt der Herr ihm zum Abschied, während Hans unter der Last des Goldklumpens, seines Lohns, arg schwitzt. Auf dem rechten Hügel ist schon der Reiter auf seinem Pferd zu sehen, gegen welches Hans sein Gold eintauschen wird. Auf der zweiten Marke wurde das Pferd bereits gegen die Kuh getauscht, die noch links auf dem Hügel steht, während Hans das widerborstige Schwein vorantreiben muss. Auf dem folgenden Hügel wartet schon ein Herr mit der Gans unter dem Arm, die Hans gegen sein Schwein tauschen wird. Das daran anschließende Tauschgeschäft der Gans gegen den Schleif- und Feldstein eines Scherenschleifers erfolgt zwischen der vorletzten und letzten Marke. Die letzte Marke zeigt, wie Hans, nachdem der erste Stein in den Brunnen gefallen ist, vergnügt den zweiten Stein hinterher schleudert. Von den schweren Steinen befreit, die ihm allein noch hinderlich gewesen waren, ruft er aus: „So glücklich wie ich gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last läuft er nach Hause zu seiner Mutter, die seine Rückkehr am Ende des Wegs bereits freudig erwartet.
175. Geburtstag Helene Lange
Die einflussreiche Lehrerin und langjährige Aktivistin der frühen Frauenbewegung wurde 1848 in Oldenburg geboren. 1872 legte sie in Berlin erfolgreich ihr Lehrerinnenexamen ab. 1887 reichte sie mit fünf anderen Frauen eine Petition an das Preußische Unterrichtsministerium und das Preußische Abgeordnetenhaus ein, in der eine grundlegende Reformierung der Schulausbildung für das weibliche Geschlecht gefordert wurde. Die Begleitschrift, die sogenannte Gelbe Broschüre, hatte Helene Lange verfasst. Durch diese Broschüre wurde Helene Lange mit einem Schlag auch über liberale und pädagogische Kreise hinaus bekannt. Sie galt danach jahrzehntelang als wichtigste Bildungsexpertin, deren Expertise schließlich auch vom preußischen Staat nachgefragt wurde. 1906 wurden 22 Frauen, unter ihnen Helene Lange, vom Preußischen Kultusministerium in eine Kommission zur Reform des Höheren Mädchenschulwesens berufen – 1908 trat die Preußische Mädchenschulreform schließlich in Kraft. Helene Lange engagierte sich maßgeblich beim Auf- und Ausbau der bürgerlichen Frauenbewegung. 1890 gründete sie mit Gleichgesinnten den Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein, der zu einem der wichtigsten Berufsverbände des 20. Jahrhunderts wurde. Als Mitglied der neu gegründeten liberalen Deutschen Demokratischen Partei erlebte Helene Lange 1919 noch die Einführung des Frauenwahlrechts und eröffnete am 24. März 1919 als Alterspräsidentin die erste Hamburger Bürgerschaft. Am 13. Mai 1930 starb Helene Lange; ihre Beerdigung glich einem Staatsbegräbnis.
Special Olympics World Games Berlin 2023
Im Juni 2023 wurde Berlin zur Hauptstadt der Inklusion. Mehr als 7.000 Sportlerinnen und Sportler setzten in der gesamten Stadt ein Zeichen für mehr Teilhabe von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in unserer Gesellschaft. Sie reisten aus annähernd 200 Ländern zu den Weltspielen von Special Olympics an. Zum ersten Mal fand dieses weltgrößte inklusive Sportereignis in Deutschland statt und wurde zum größten Sport-Festival seit den Olympischen Spielen 1972 in München. Es standen 26 Sportarten auf dem Programm.
Ivenacker Eichen – Erstes Nationales Naturmonument
Inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte, unweit der Reuterstadt Stavenhagen, stehen die Ivenacker Eichen, das erste Nationale Naturmonument Deutschlands, die zu den ältesten Bäumen Deutschlands und zu den stärksten lebenden Eichen in Europa gehören. Die Mächtigste von ihnen, eine etwa 1.000 Jahre alte Stieleiche mit einem Stammumfang von über 11 Metern und einem Holzvolumen von 140 Kubikmetern, gilt als volumenreichste Eiche in Europa. Das genaue Alter der Eichen kann nicht ermittelt werden. Aus Jahrringmessungen kann aber geschlussfolgert werden, dass ein Alter von 1.000 Jahren als möglich erscheint. Die ältesten Eichen sind ein besonderes Zeugnis der Nachhaltigkeit und des pfleglichen Umgangs mit der Natur.
70 Jahre Yad Vashem
Die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem wurde im Jahre 1953 vom israelischen Parlament gegründet. Sie befindet sich auf dem Berg der Erinnerung in Jerusalem und widmet sich der Dokumentation des Holocausts, der Forschung, der Bildung und dem Gedenken an die 6 Millionen jüdischen Männer, Frauen und Kinder, die während des Holocausts ermordet wurden, sowie an die zerstörten jüdischen Gemeinden. Mit internationalen wissenschaftlichen Aktivitäten, speziell kuratierten Ausstellungen, Bildungsinitiativen im Internet und in Ländern auf der gesamten Welt, umfassenden Websites in acht Sprachen und einer ständig wachsenden Präsenz in den sozialen Medien geht die Reichweite von Yad Vashem weit über den Berg der Erinnerung hinaus.
100. Geburtstag Vicco von Bülow/100. Geburtstag Loriot
Gestaltung Postwertzeichen: Prof. Annette le Fort und Prof. André Heers; Foto Vicco von Bülow: © ullstein bild – Wolfgang Kunz; Motive Loriot: © LORIOT, Lizenz durch Studio Loriot, 82541 Münsing; www.Loriot.de
Loriot (eigentlich Vicco von Bülow) wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Nach dem Studium der Malerei und Grafik an der Hamburger Landeskunstschule machten ihn seine humoristischen Arbeiten in Stern, Weltbild und Quick bald bekannt. 1954 erschien mit „Auf den Hund gekommen“ das erste von unzähligen Büchern mit Karikaturen und Texten im Diogenes Verlag. Kein anderer Humorist hat so viele Spuren in der deutschen Sprache hinterlassen und so viele Generationen zum Lachen gebracht wie Loriot. Das liegt nicht allein an seinem unvergleichlichen Witz, mit dem er die zwischenmenschliche Kommunikation so auf die Spitze treibt, dass sie in ihrer ganzen Absurdität entlarvt wird. Loriot war auch unglaublich vielseitig und hielt seinen Mitmenschen zunächst als Karikaturist, später aber auch als Schauspieler, Schriftsteller, Opern- und Filmregisseur den Spiegel vor. Er war Mitglied der Akademie der Schönen Künste und lebte als Preuße mit einer besonderen Beziehung zu Richard Wagner und Möpsen in Bayern am Starnberger See. Dort starb er am 22. August 2011.
75 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Am 10. Dezember 1948 verkündete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Sie legte damit vor 75 Jahren das Fundament für den internationalen Menschenrechtsschutz. Die Vision einer Welt, in der alle Menschen in ihrer Würde und in ihren Rechten als Individuen geschützt werden, führte vor 75 Jahren Vertreterinnen und Vertreter der Vereinten Nationen in Paris zusammen. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, heißt es in Artikel 1 der Erklärung. „Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand“, heißt es in Artikel 2 weiter.
Ausblick für das Jahr 2024
UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2024
Vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 findet die UEFA EURO 2024tm in Deutschland statt. Zum ersten Mal seit der Deutschen Einheit ist die Bundesrepublik damit Ausrichter einer Fußball-Europameisterschaft. In den zehn Host Cities Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart ermitteln 24 Nationalteams den Gewinner der Henri-Delaunay-Trophäe. Das Turnier trägt das Motto „United by football. Vereint im Herzen Europas.“ und markiert die 17. Ausrichtung des 1960 von der Union der europäischen Fußball-Verbände (UEFA) gegründeten Wettbewerbs. Das Motto unterstreicht eine Botschaft von Einigkeit, Zusammengehörigkeit und Inklusion.
50 Jahre Deutsche Krebshilfe
Am 25. September 1974 gründete Dr. Mildred Scheel die Deutsche Krebshilfe. Seitdem setzt sich die gemeinnützige Organisation maßgeblich für die Interessen krebskranker Menschen und ihrer Angehörigen ein. Nach dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert sie Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Seit ihrem Bestehen hat die Deutsche Krebshilfe entscheidend dazu beigetragen, die Versorgung krebskranker Menschen in Deutschland zu verbessern.
Neue Serie „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ – Elisabeth von Thadden (1890-1944)
Im Rahmen der neuen Sonderpostwertzeichen-Serie „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ wird Elisabeth von Thadden geehrt. Die evangelische Pädagogin gründete 1927 ein Landerziehungsheim für Mädchen in Schloss Wieblingen bei Heidelberg, bis ihr 1941 aus politischen Gründen die dafür notwendige Genehmigung entzogen wurde. Sie ging nach Berlin, wo sie Kontakt zum Kreis um Hanna Solf und zu Angehörigen der Bekennenden Kirche knüpfte. In Gesprächen kritisierte sie die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen und unterstützte verfolgte Jüdinnen und Juden. Nach der Denunziation durch einen Gestapospitzel wurde sie am 13. Januar 1944 festgenommen, im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert und am 1. Juli 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Elisabeth von Thadden wurde am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Fazit
Briefmarken sind die kleinsten Botschafter Deutschlands. Sie dienen der Erinnerung an Ereignisse der jüngeren und älteren Zeitgeschichte und spiegeln aufgrund ihrer thematischen Vielfalt die verschiedenen gesellschaftlichen Interessen wider. Auch im digitalen Zeitalter hat die Briefmarke ihren Platz und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit in breiten Teilen der Gesellschaft und auch weit über Deutschlands Grenzen hinaus. In diesem Jahr wird es wieder über 50 Briefmarken mit verschieden Motiven geben, die zum Sammeln oder Schreiben anregen und als Plusmarken sogar etwas Gutes bewirken.