
Zusammenfassung
Der Finanzstabilitätsrat – bekannter unter seinem englischen Namen Financial Stability Board (FSB) – ist das wichtigste internationale Gremium für die Koordinierung der Arbeiten zur Aufsicht und Regulierung der Finanzmärkte zum Erhalt der globalen Finanzstabilität (auf G20-Ebene). Dieser Beitrag gibt einen kurzen Überblick über Hintergrund, Besetzung, Arbeitsweise und Bedeutung dieses Gremiums.
Hintergrund
Das bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel ansässige FSB wurde im Jahr 2009 auf dem G20-Gipfel in Pittsburgh aus Anlass der internationalen Finanzmarktkrise ins Leben gerufen. Es ist der Nachfolger des im Jahr 1999 gegründeten Financial Stability Forum der G7. Die Staatschefs der G20 gaben dem FSB das Mandat, die Stabilität der weltweiten Finanzmärkte zu erhöhen, indem es Verwundbarkeiten im internationalen Finanzsystem analysiert und den Informationsaustausch und die Kooperation zwischen den für die Finanzmarktaufsicht und -regulierung zuständigen Behörden fördert. Durch Entwicklung und Umsetzung internationaler Standards in der Finanzmarktpolitik soll das internationale Finanzsystem kontinuierlich widerstandsfähiger gestaltet werden. In den Jahren nach seiner Gründung hat sich das FSB mit unterschiedlichsten Fragen der Finanzstabilität auseinandergesetzt und sich damit auch thematisch breiter aufgestellt. Über die Jahre hinweg wurde es so zum Dreh- und Angelpunkt der internationalen Finanzstabilitätsdiskussionen.
Was bedeutet Finanzstabilität?
Finanzstabilität bezeichnet einen Zustand, in dem das Finanzsystem seine volkswirtschaftlichen Funktionen erfüllt – und zwar gerade auch im Fall von unvorhersehbaren Ereignissen, in Stresssituationen sowie in strukturellen Umbruchphasen. Die zentralen Funktionen umfassen sowohl die Allokation der finanziellen Mittel und Risiken als auch die Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Nur ein stabiles Finanzsystem kann seine volkswirtschaftlichen Funktionen erfüllen und dadurch zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum beitragen. Damit bezieht sich das Ziel der Finanzstabilität auf das gesamte Finanzsystem und umfasst mehr als die Stabilität einzelner Akteure wie beispielsweise Banken und Versicherer.
Struktur und Arbeitsweise des FSB
Als multilaterale Organisation hat das FSB eine eigene Struktur und Arbeitsweise.
Funktion des FSB
Die Arbeit des FSB ist insbesondere auf die Entwicklung von Empfehlungen für seine Mitglieder ausgerichtet. Das FSB hat keine gesetzgeberische Funktion, übt aber Einfluss auf die Standardsetzung seiner Mitglieder aus. So können Empfehlungen des FSB zum Ausgangspunkt von Gesetzgebungsverfahren werden. Als ein Beispiel hierfür sei das Europäische Rahmenwerk der Bankenabwicklung (Single Resolution Mechanism – SRM) genannt: Die Europäischen Rechtsakte (BRRD und SRM-VO, 2014), durch die dieses etabliert wurde, sind an die vom FSB infolge der internationalen Finanzmarktkrise erarbeiteten „Key Attributes of Effective Resolution Regimes for Financial Institutions“ (2011) angelehnt worden.
Die Arbeit des FSB ist vom grundsätzlichen Bemühen um Konsens unter den Mitgliedern geprägt. Berichte und Empfehlungen des FSB werden erst dann veröffentlicht, wenn die Mitglieder diesen insgesamt zugestimmt haben. Auf diese Weise soll die Akzeptanz der Empfehlungen des FSB – denen keine Rechtskraft zukommt – erhöht und ihre globale Umsetzung erleichtert werden. Das FSB wirkt zudem auf eine möglichst einheitliche Implementierung seiner Empfehlungen hin, um so ein Level Playing Field zu schaffen.
Mitglieder des FSB

Mitglieder im FSB sind Notenbanken, Finanzministerien sowie Regulierungs- und Aufsichtsbehörden aus den G20-Ländern sowie Hongkong, den Niederlanden, Spanien, Singapur und der Schweiz, die Europäische Zentralbank (EZB), die Europäische Kommission sowie alle an der globalen Finanzstabilitätsanalyse und Regulierungsdiskussion maßgeblich beteiligten Gremien und Organisationen. Darüber hinaus hat das FSB inzwischen auch den Austausch mit vielen anderen Ländern ausgebaut.
Typischerweise werden die Mitgliedstaaten vertreten durch eine Repräsentantin oder einen Repräsentanten ihres Finanzministeriums, ihrer Zentralbank und ihrer Aufsicht. So ist auch Deutschland im FSB vertreten durch den Staatssekretär des BMF Heiko Thoms, den Präsidenten der Deutschen Bundesbank Joachim Nagel und den Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Mark Branson.
Das FSB ist der einzige Rahmen, in dem sich Regulierer, Zentralbanken, Aufseher und weitere internationale Institutionen zusammenfinden. Der multilaterale, auf Konsens ausgelegte Diskurs zwischen diesen ist im FSB einzigartig und erklärt, warum dieses über die Jahre zum zentralen internationalen Gremium für Finanzmarktdiskussionen geworden ist.
Komitees des FSB
Oberstes Organ und finales Entscheidungsgremium des FSB ist das konsensual entscheidende Plenum (Plenary Committee), dessen Vorsitz derzeit der niederländische Zentralbankpräsident Klaas Knot innehat. In diesem werden die Berichte und Empfehlungen des FSB final entschieden und zur anschließenden Veröffentlichung freigegeben. Unter diesem ist das Steuerungskomitee (Steering Committee) angesiedelt, das die Operationalität des FSB verantwortet.
Die inhaltlichen Arbeiten des FSB können grob in drei Kategorien unterteilt werden:
- die Identifizierung von Risiken für die Finanzstabilität,
- die Ausarbeitung von Regulierungsempfehlungen und
- das Begleiten der FSB-Mitglieder bei der Umsetzung von FSB-Empfehlungen und der Beobachtung ihrer Auswirkungen.
Diese Kategorien spiegeln sich in den drei wichtigsten ständigen (inhaltlich arbeitenden) Komitees wider:
- Das Standing Committee on Assessment of Vulnerabilities (SCAV, derzeitiger Vorsitz: Nellie Liang, US Treasury) beschäftigt sich mit der Identifikation und Bewertung von Risiken im globalen Finanzsystem.
- Das Standing Committee for Supervisory and Regulatory Cooperation (SRC, derzeitiger Vorsitz: Andrew Bailey, Bank of England) diskutiert regulierungs- und aufsichtspolitische Antworten auf eine vom SCAV festgestellte Schwachstelle.
- Das Standing Committee on Standards Implementation (SCSI, derzeitiger Vorsitz: Ryozo Himino, Bank of Japan) ist für die Beobachtung der Umsetzung der im FSB vereinbarten Maßnahmen und Standards zuständig.
Um diese unterschiedlichen Kategorien zu verdeutlichen, wird hier beispielhaft ein Ausschnitt der Arbeiten des FSB zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Finanzstabilität dargestellt.1
So hat das FSB mögliche Risiken für die Finanzstabilität identifiziert, die von veränderten klimatischen Bedingungen oder von einer ungeordneten Transition zu einer CO2-armen Wirtschaft ausgehen können. Risiken könnten sich z. B. daraus ergeben, dass Versicherer bei zunehmenden Extremwetterereignissen Risiken unterschätzt haben oder als Sicherheit genutzte Vermögenswerte an Wert verlieren.2 In einer von der G20 gebilligten Roadmap hat das FSB eine Agenda für Verbesserungen in verschiedenen Bereichen vorgelegt, etwa einheitliche Berichtspflichten für die Umweltrisiken von Unternehmen oder Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der verfügbaren Daten zu Klimarisken.3 Seitdem beobachtet es fortwährend die in diesem Bereich erzielten Fortschritte.4 Ein vom FSB als wichtiger Meilenstein begrüßter Fortschritt in diesem Bereich ist die Veröffentlichung der ersten Standards für nachhaltige Unternehmensberichterstattung durch das in Frankfurt ansässige International Sustainability Standards Board (ISSB) im Juli 2023.

Bedeutung des FSB
Das FSB hat sich in der Überwindung der Finanzkrise 2008 und der Stärkung der Resilienz des Finanzsystems verdient gemacht. Erwähnung verdient z. B. seine positive Rolle im Rahmen der sogenannten „too big to fail“-Reformagenda: Das FSB wurde im Jahr 2009 von den G20-Staaten damit beauftragt, Vorschläge zu machen, um die systematischen Risiken im Finanzsystem wie Moral-Hazard-Risiken zu adressieren. Die vom FSB daraufhin entwickelte Reformagenda wurde auf dem G20-Gipfel in Seoul im Jahr 2010 gebilligt und in der Folge in zahlreichen Ländern umgesetzt. Eine Evaluierung dieser Reformen ergab, dass sie einen Beitrag zur Reduktion der genannten Risiken leisten und effektive Reformen in diesem Bereich einen Mehrwert für die Gesellschaft darstellen.5 Wie Claudia Buch, heute Vorsitzende des Bankenaufsichtsgremiums der EZB, feststellte: „Die eingeleiteten Reformen haben positive Wirkungen ohne relevante Nebenwirkungen.“6
Im Jahr 2024 wird das FSB seine kontinuierliche Analyse von Risiken für die Finanzmarktstabilität fortsetzen. Das vom Plenum beschlossene Arbeitsprogramm setzt dabei Schwerpunkte auf die Fortsetzung der Arbeiten zu Klimarisiken und zum Abwicklungsregime, die Erhöhung der Resilienz des Finanzsektors im Nichtbankenbereich (z. B. Versicherungen und Fonds) und die Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs. Weiterhin sollen Risiken und Chancen digitaler Innovationen untersucht werden und Cyberrisiken adressiert werden.
Eine Finanzkrise bleibt in der heutigen Welt nur selten auf ein Land beschränkt. Finanzstabilität ist vielmehr ein globales Gut, ihr Erhalt erfordert internationale Koordination und Kooperation. Mit dem FSB existiert hierfür ein bewährtes Gremium multilateraler Zusammenarbeit, an dessen Arbeiten Deutschland weiterhin eng mitwirken wird.
Fußnoten
- 1
- Eine vollständige Darstellung sämtlicher Arbeiten des FSB zu Klimarisiken würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Interessierte Leserinnen und Leser können sich hier einen umfassenderen Eindruck verschaffen.
- 2
- Vgl. FSB – The Implications of Climate Change for Financial Stability, 2020, abrufbar hier [PDF, 1,1 MB]
- 3
- Vgl. FSB – Roadmap for Adresssing Climate-related Financial Risks, 2021, abrufbar hier [PDF, 1,0 MB]
- 4
- Zuletzt in: FSB – FSB Roadmap for Adressing Financial Risiks from Climate Change Progress report 2023, abrufbar hier [PDF, 508 KB]
- 5
- Vgl. FSB – Evaluation of the Effects of Too-Big-To-Fail Reforms: Final Report, 2021, abrufbar hier [PDF, 21,8 MB]
- 6
- Claudia Buch, Globale Herausforderungen erfordern eine enge internationale Zusammenarbeit, in: BMF-Monatsbericht Juni 2023, abrufbar hier