Inhalt
- Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes
- Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung)
- Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes zur Darlehensfinanzierung
- Die Rentenmarktentwicklung im 1. Quartal 2024
- Sekundärmarkthandel in Bundeswertpapieren 2023
Die Kreditaufnahme des Bundes dient der Finanzierung des Bundeshaushalts und der Sondervermögen des Bundes. Sondervermögen werden unterschieden in solche Sondervermögen, die über den Bundeshaushalt oder andere Einnahmen mitfinanziert werden, und Sondervermögen mit eigener Kreditermächtigung: Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS), Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), Investitions- und Tilgungsfonds (ITF), und das Sondervermögen Bundeswehr (SV BW).
Die gesetzlichen Vorgaben zur Kreditaufnahme für die Sondervermögen FMS und WSF werden durch das Stabilisierungsfondsgesetz (StFG) geregelt. Kreditaufnahmen für FMS und WSF dienen zum einen der Finanzierung von Aufwendungen für Stabilisierungsmaßnahmen gemäß § 9 Abs. 1 StFG oder der Rekapitalisierung von Unternehmen gemäß § 22 StFG. Zum anderen nimmt der Bund für FMS und WSF auch Kredite auf, die gemäß §§ 9 Abs. 5 und 23 StFG als konditionsgleiche Darlehen an Anstalten des öffentlichen Rechts durchgeleitet werden.
Die Aufnahme von Krediten durch den Bund zur Weiterleitung von Darlehen über FMS und WSF an Anstalten des öffentlichen Rechts (im Folgenden „Darlehensfinanzierung“) dient der Kostenersparnis.
Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich
- erst auf die gesamte Kreditaufnahme des Bundes,
- dann auf die Kreditaufnahme beziehungsweise Verschuldung des Bundeshaushalts und der mitfinanzierten Sondervermögen sowie der Kreditaufnahme von FMS, WSF und ITF ohne Darlehensfinanzierung und
- schließlich auf die Kreditaufnahme für FMS und WSF zur Darlehensfinanzierung.
Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes
Der Bund hatte bis zum 31. Dezember 2023 Kredite in Höhe von 1.639,7 Mrd. Euro aufgenommen. Dieser Bestand erhöhte sich zum 31. März 2024 auf 1.647,4 Mrd. Euro. Die Erhöhung gegenüber dem 31. Dezember 2023 um 7,7 Mrd. Euro resultierte aus neuen Aufnahmen im Volumen von 116,9 Mrd. Euro, denen Fälligkeiten im Volumen von 109,2 Mrd. Euro gegenüberstanden. Im März 2024 wurden für die Verzinsung aller auch in früheren Jahren aufgenommenen bestehenden Kredite saldiert 9,8 Mrd. Euro aufgewendet.
Im März 2024 wurden insgesamt 36,0 Mrd. Euro an Bundeswertpapieren emittiert, hiervon waren 34,0 Mrd. Euro konventionelle Bundeswertpapiere und 2,0 Mrd. Euro Grüne Bundeswertpapiere. Die konventionellen Bundeswertpapiere verteilten sich auf 7,0 Mrd. Euro 30-jährige Bundesanleihen, 1,0 Mrd. Euro 15-jährige Bundesanleihen, 4,5 Mrd. Euro 10-jährige Bundesanleihen, 4,0 Mrd. Euro Bundesobligationen, 4,5 Mrd. Euro Bundesschatzanweisungen und 13,0 Mrd. Euro Unverzinsliche Schatzanweisungen des Bundes. Es wurden jeweils 1,0 Mrd. Euro 10-jährige Grüne Bundesanleihen und Grüne Bundesobligationen begeben.
Die Eigenbestände des Bundes an Bundeswertpapieren verringerten sich im März 2024 um 2,4 Mrd. Euro auf 198,2 Mrd. Euro. Die Veränderung resultierte aus Sekundärmarktverkäufen in Höhe von 15,6 Mrd. Euro, denen Käufe in Höhe von 11,0 Mrd. Euro und die Erhöhung von Eigenbeständen um 4,4 Mrd. Euro gegenüberstanden. Darüber hinaus gab es Fälligkeiten im Eigenbestand in Höhe von 2,3 Mrd. Euro.
Am 31. März 2024 entfielen 94,5 Prozent der Kreditaufnahmen auf die Kreditaufnahme des Bundes für Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung, 5,5 Prozent der Kreditaufnahmen entfielen auf die Darlehensfinanzierung.
Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung)
Im März 2024 wurden für den Bund (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung) 34,6 Mrd. Euro an Krediten aufgenommen. Gleichzeitig wurden 35,2 Mrd. Euro fällige Kredite getilgt. Für die Verzinsung der Kredite des Bundes (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung) wurden im März 2024 saldiert 1,5 Mrd. Euro aufgewendet.
Am 31. März 2024 betrug der Bestand der Kreditaufnahme des Bundes (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung) insgesamt 1.557,6 Mrd. Euro. Damit verringerte sich dieser gegenüber dem 29. Februar 2024 um 0,6 Mrd. Euro. Die Kreditaufnahme für den Bundeshaushalt lag bei 1.509,6 Mrd. Euro und veränderte sich gegenüber dem Vormonat nur geringfügig. Die Kreditaufnahme für das SV BW im März 2024 erhöhte sich um 0,6 Mrd. Euro auf 8,1 Mrd. Euro. Der Bestand für den WSF für Kredite für Rekapitalisierungsmaßnahmen gemäß § 22 StFG verringerte sich um 0,4 Mrd. Euro. Die Bestände für die Kreditaufnahme für den FMS für Kredite für Aufwendungen gemäß § 9 Abs. 1 StFG (22,6 Mrd. Euro) und für den ITF (16,7 Mrd. Euro) veränderten sich nicht oder nur sehr geringfügig gegenüber dem 29. Februar 2024.
Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes zur Darlehensfinanzierung
Im März 2024 wurden für den FMS zur Refinanzierung von Darlehen gemäß § 9 Abs. 5 StFG 1,0 Mrd. Euro aufgenommen und 0,5 Mrd. Euro Kredite getilgt. Der Bestand betrug per 31. März 2024 56,9 Mrd. Euro. Für den WSF wurden im März 2024 zur Darlehensfinanzierung gemäß § 23 StFG keine neuen Kredite aufgenommen und 1,0 Mrd. Euro an Krediten getilgt; der Bestand verringerte sich im März 2024 somit auf 32,9 Mrd. Euro. Der Gesamtbestand an Krediten zur Darlehensfinanzierung betrug per 31. März 2024 89,8 Mrd. Euro.
Weitere Einzelheiten können folgenden Tabellen entnommen werden:
- Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes im März 2024,
- Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung) im März 2024 und
- Entwicklung von Umlaufvolumen und Eigenbestände an Bundeswertpapieren im März 2024.
Im statistischen Anhang der Online-Version des Monatsberichts sind zusätzlich die beiden erstgenannten Tabellen mit Daten für den bisherigen Jahresverlauf, die nach Restlaufzeitklassen gruppierte Kreditaufnahme des Bundes sowie die nach Instrumentenart aufgegliederten Daten zur Kreditaufnahme des Bundes, zum Bedarf der Kreditaufnahme des Bundes, zu den Tilgungen des Bundes und zu den Zinsen für die Kredite des Bundes enthalten.
Die Abbildung „Kreditaufnahme des Bundes – Bedarf und Bestand“ zeigt die Verteilung der Kreditaufnahme auf die Finanzierungsinstrumente, sowohl für die Aufnahme im März 2024 als auch für den gesamten Bestand per 31. März 2024. Den größten Anteil an der Kreditaufnahme im laufenden Jahr machten mit 45,2 Mrd. Euro beziehungsweise 38,7 Prozent die (teils unterjährig fälligen) Unverzinslichen Schatzanweisungen des Bundes aus, gefolgt von den 10-jährigen Bundesanleihen mit 19,3 Mrd. Euro beziehungsweise 16,5 Prozent.
Von der Kreditaufnahme des Bundes über Verbriefungen lagen per 31. März 2024 über 99 Prozent in Form von Inhaberschuldverschreibungen vor, bei denen die konkreten Gläubiger dem Bund nicht bekannt sind.
Details zu den geplanten Emissionen und den Tilgungen von Bundeswertpapieren können in den Pressemitteilungen zum Emissionskalender nachgelesen werden.1 Auf der Internetseite der Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH werden zudem nach jeder Auktion von Bundeswertpapieren die Auktionsergebnisse veröffentlicht.2
Entwicklung der Kreditaufnahme des Bundes (Haushalt und Sondervermögen ohne Darlehensfinanzierung) im Februar 2024
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Die Rentenmarktentwicklung im 1. Quartal 2024
Der Verlauf der Inflationsentwicklung sowie sich ändernde Leitzinssenkungserwartungen bestimmten im 1. Quartal 2024 die Entwicklung an den internationalen Rentenmärkten. Zu Beginn des neuen Jahres erwarteten Marktteilnehmer weniger starke Zinssenkungen, als noch Ende 2023 eingepreist gewesen waren. Diese Neubewertung der Zinsentwicklung führte zu einer teilweisen Umkehrung des Renditerückgangs. Vor dem Hintergrund zwar sinkender, aber immer noch über den angestrebten Zielwerten liegender Inflationsraten beließen die meisten Notenbanken die Leitzinsen auf einem als restriktiv angesehenen Niveau. Aufgrund der hartnäckigen Kerninflationsraten in Verbindung mit den weiterhin robusten Arbeitsmärkten rückte die Entwicklung der Lohnkosten weiter ins Zentrum der geldpolitischen Analyse.
Die Renditen deutscher Bundeswertpapiere lagen zum Ende des 1. Quartals 2024 in allen Laufzeiten auf spürbar höheren Niveaus als zum Jahresende 2023. Unterstützt durch das sukzessive Auspreisen erwarteter Leitzinssenkungen für das 1. Halbjahr 2024 stiegen die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen von 2,03 Prozent am Jahresende 2023 auf 2,29 Prozent zum Ende des 1. Quartals 2024. Die Rendite 2-jähriger Bundeswertpapiere stieg auf 2,81 Prozent und lag Ende März 42 Basispunkte über dem Stand Ende Dezember 2023, während die 5-jährigen Bundesanleihen mit 2,31 Prozent etwa 37 Basispunkte höher als zum Jahresende 2023 rentierten. Im langfristigen Laufzeitsegment stiegen die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen um 26 Basispunkte auf 2,29 Prozent und die Renditen 30-jähriger Bundesanleihen um 17 Basispunkte auf 2,44 Prozent. Da der Renditeanstieg im ultralangen Bereich von 30 Jahren weniger stark als im 10-jährigen Bereich ausfiel, reduzierte sich die Steigung der Zinskurve im Verlauf des 1. Quartals 2024 in diesem Abschnitt. Demgegenüber verstärkte sich die Inversion der Zinskurve im Laufzeitbereich zwischen 2 Jahren und 10 Jahren auf 52 Basispunkte.
31. Dezember 2023 | 28. März 2024 | |
2 Jahre | 2,39 | 2,81 |
---|---|---|
5 Jahre | 1,94 | 2,31 |
10 Jahre | 2,03 | 2,29 |
30 Jahre | 2,27 | 2,44 |
Quelle: LSEG Datastream |
Auf der Grundlage seiner Beurteilung vom März sieht der EZB-Rat das derzeitige Leitzinsniveau, sofern es lange genug aufrechterhalten wird, weiterhin als geeignet an, einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflationsrate zum mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zu gewährleisten. Die zukünftigen Zinsbeschlüsse werden weiterhin datengestützt erfolgen. Marktteilnehmer erwarteten Ende März eine erste Zinssenkung mit der EZB-Ratssitzung im Juni 2024. Gleichzeitig werden in den Forwards bis zum Jahresende 2024 Leitzinssenkungen in einem Umfang von 90 Basispunkten eingepreist. Diese Erwartung erscheint vor dem Hintergrund der makroökonomischen Einschätzung vieler Volkswirtschaftsfachleute zunehmend realistisch.
Die vom Eurosystem gehaltenen Bestände an Wertpapieren zu geldpolitischen Zwecken waren im 1. Quartal 2024 weiter rückläufig. Seit Juli 2023 verzichtet die EZB vollständig auf die Wiederanlage der Tilgungsbeträge der im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme) angekauften Wertpapiere. Demgegenüber beabsichtigt der EZB-Rat, die Reinvestition der Tilgungsbeträge fälliger Wertpapiere des Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) in der 1. Jahreshälfte 2024 unverändert fortzuführen. Im 2. Halbjahr 2024 soll das PEPP-Portfolio im Durchschnitt um monatlich 7,5 Mrd. Euro reduziert werden, bevor die Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem PEPP zum Jahresende 2024 vollständig eingestellt werden soll.
Die Inflationsrate im Euroraum, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), verringerte sich im 1. Quartal 2024 weiter. Nach vorläufiger Schätzung betrug die Jahresänderungsrate des HVPI im März 2,4 Prozent und damit etwa 0,5 Prozentpunkte weniger als im Dezember des vergangenen Jahres. Den jüngsten EZB-Projektionen zufolge wird die jährliche HVPI-Inflationsrate das angestrebte Inflationsziel von 2,0 Prozent im Jahr 2025 erreichen. Auch die sogenannte Kerninflationsrate (ohne Energie, Lebensmittel, Tabak und Alkohol) verringerte sich im Laufe des 1. Quartals von 3,3 Prozent im Januar auf voraussichtlich 2,9 Prozent im März 2024.
Die US-amerikanische Notenbank Fed ließ die Leitzinsen seit Juli 2023 unverändert auf einer Spanne von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent und führte ihren Bilanzabbau fort. Nachdem die Inflationsrate im Verlauf des vergangenen Jahres deutlich zurückgegangen war, zeigte sich der Preisdruck im 1. Quartal 2024 als persistent. Im Februar stieg die Jahresänderungsrate leicht auf 3,2 Prozent an. Die erhöhte Gesamtinflation wird in erster Linie durch die nach wie vor hohe Kerninflation getragen, welche im Februar 3,8 Prozent betragen hat.
Die Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank erwarten im Median ihrer Märzprojektion eine Fed Funds Rate von 4,6 Prozent zum Jahresende 2024. Die Erwartung zum US-Wirtschaftswachstum im aktuellen Jahr wurde gegenüber den Dezemberprojektionen deutlich um 0,7 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent angehoben. Die Inflation sollte in diesem Umfeld weiter in Richtung des Zielwerts von 2 Prozent zurückgedrängt werden. Zu Berichtsschluss wurden in den Forwards für 2024 Leitzinssenkungen durch die Fed in Höhe von 70 Basispunkten eingepreist.
Die 10-jährige US-Staatsanleiherendite, die Ende des vergangenen Jahres noch mit 3,87 Prozent notierte, erhöhte sich – insbesondere aufgrund der Neubewertung bezüglich der erwarteten Zinssenkungsschritte – im Verlauf des 1. Quartals und betrug Ende März 4,21 Prozent. Da sich die Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen zum Quartalsende weiterhin auf einem spürbar höheren Niveau befand, verlief die Zinskurve im Bereich zwischen 2 Jahren und 10 Jahren nach wie vor invers.
31. Dezember 2023 | 28. März 2024 | |
USA | 3,87 | 4,21 |
---|---|---|
Vereinigtes Königreich | 3,53 | 3,93 |
Japan | 0,61 | 0,70 |
Deutschland | 2,03 | 2,29 |
Quelle: LSEG Datastream |
Im Umfeld einer weiter abnehmenden, jedoch nach wie vor zu hohen Inflationsrate im Vereinigten Königreich beließ die Bank of England den Leitzins im Berichtszeitraum mit 5,25 Prozent unverändert. Wie in den anderen großen Währungsräumen stiegen auch die Renditen 10-jähriger britischer Staatsanleihen im 1. Quartal 2024 und notierten Ende März bei etwa 3,93 Prozent.
Aufgrund einer für japanische Verhältnisse hohen Teuerungsrate sowie der Erwartung steigender Löhne beendete die Bank of Japan im März die Negativzinspolitik. Der Leitzins wurde auf eine Spanne von 0 Prozent bis 0,1 Prozent festgesetzt. Zudem wurde mit dem geldpolitischen Beschluss im März die sogenannte Zinskurvenkontrolle offiziell beendet, die bereits vorher gelockert wurde. Allerdings kauft die japanische Zentralbank weiter Staatsanleihen an. Im Verlauf des 1. Quartals stieg die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen leicht auf etwa 0,70 Prozent Ende März.
Sekundärmarkthandel in Bundeswertpapieren 2023
Bruttohandel
Ein wesentlicher Indikator für die Liquidität von Bundeswertpapieren ist die Höhe ihrer Handelsumsätze. Die Banken, die als Mitglieder der „Bietergruppe Bundesemissionen“ an den Auktionen des Bundes teilnehmen, wickeln auch den Großteil des Handels mit Bundeswertpapieren am Sekundärmarkt ab. Ihre Meldungen geben Aufschluss über das gehandelte Bundeswertpapier, den Kontrahenten und seine Region.
Das für 2023 gemeldete Handelsvolumen erreichte mit 6.616 Mrd. Euro nahezu das überdurchschnittlich hohe Niveau von 6.636 Mrd. Euro im Jahr 2022. Zugleich stieg im Jahresverlauf das Volumen der handelbaren Bundeswertpapiere (ohne Eigenbestand des Bundes) um fast 9 Prozent auf 1.635 Mrd. Euro. Die Umschlagshäufigkeit, welche angibt, wie oft ein Bundeswertpapier im Schnitt seinen Besitzer wechselt, sank von 4,4 im Vorjahr auf 4,0 in 2023.
Aufgrund des hohen Interesses der Investoren im Geldmarktbereich verzeichnete der Handel mit Unverzinslichen Schatzanweisungen den sechsten Anstieg und das vierte Rekordvolumen in Folge. Eine Rendite von 3,3 Prozent im Jahresmittel 2023 und das zweithöchste Umlaufvolumen seit 2005 dürften hier wesentliche Treiber sein. Stetig weiter aufwärts zeigt auch der Trend beim Handel mit Grünen Bundeswertpapieren. Vom Höchstwert des vergangenen Jahres nahm er jedoch nur 8 Prozent zu, während das ausstehende Volumen um fast 50 Prozent stieg. Den höchsten prozentualen Zuwachs im Handel erzielten Bundesobligationen mit 15 Prozent. Wie in bisher jedem Jahr waren sie auch 2023 das am zweithäufigsten gehandelte Bundeswertpapier. Trotz einer Zunahme um 10 Prozent erzielten die Bundesschatzanweisungen traditionell erneut nur das dritthöchste Handelsvolumen aller Bundeswertpapiere. Sie und die Bundesobligationen erreichten jeweils die zweithöchsten Umsätze seit Statistikbeginn 2005. Die Umsätze der 10-jährigen Bundesanleihen sanken 2023 um 9 Prozent, machen aber weiterhin in etwa das Doppelte des Handels mit Bundesobligationen aus. 30-jährige Bundesanleihen wurden 6 Prozent weniger gehandelt, aber dennoch mit dem dritthöchsten Volumen der Statistik. Einzig der Handel mit inflationsindexierten Bundeswertpapieren nahm deutlich zweistellig um 30 Prozent ab. Als einziges Bundeswertpapier lag ihr Handelsvolumen 2023 unter dem Mittelwert der vergangenen drei Jahre und ihr umlaufendes Volumen unter dem Vorjahresniveau.
Unter den bedeutenden Handelsregionen wurden 2023 im Euroraum 11 Prozent mehr Bundeswertpapiere gehandelt als im Jahr 2022, das dritthöchste Volumen der Statistik. Handelspartner aus Asien und dem mit Abstand bedeutendsten übrigen Europa (Staaten außerhalb des Euroraums) tätigten marginal weniger Umsätze. Amerikanische Kontrahenten handelten 10 Prozent weniger. Auf dem zweithöchsten Niveau seit Statistikbeginn übertrafen sie jedoch erneut die 1 Bio. Euro-Marke. Arabische und afrikanische Handelspartner setzten zusammen lediglich 1 Prozent der Bundeswertpapiere um.
Bei der Unterscheidung nach Institution steigerten Banken mit 19 Prozent am stärksten ihre Handelsaktivitäten. Seit 5 Jahren erhöhen bereits Pensionsfonds ihre Umsätze in Bundeswertpapieren – 2023 um 9 Prozent. Die Umsätze über Broker verharrten auf dem Vorjahresniveau. Asset Manager und Hedgefonds verzeichneten 2023 marginale Rückgänge im Handelsvolumen – beide jedoch jeweils auf ihrem zweithöchsten Niveau seit Statistikbeginn. Die Umsätze von Versicherungen und Zentralbanken büßten jeweils 24 und 20 Prozent ein und lagen mehr als 10 Prozent unterhalb des dreijährigen Mittels.
Nettohandel
Werden bei den Meldungen der Sekundärmarktumsätze die Käufe der Bieterbanken von ihren Verkäufen an andere Kontrahenten abgezogen, ergeben sich als Saldo die Nettokäufe oder -verkäufe. Sie lassen auf Bestandsbewegungen bei den Kontrahenten schließen.
Grundsätzlich sind diese Nettoabsätze über alle Bundeswertpapiere, Regionen und Kontrahenten sehr stark mit dem Emissionsvolumen im jeweiligen Jahr korreliert. In den Jahren 2021 und 2023 wurden mit Nettoabsätzen von jeweils rund 350 Mrd. Euro Höchstwerte erreicht. Überhaupt war 2023 das Jahr der Nettoabsatzrekorde: Gleich vier der acht Kontrahententypen kauften auf Rekordniveau. Analog den Bruttohandelsaktivitäten dominieren Asset Manager mit Nettokäufen von 125 Mrd. Euro. Erstmals seit 2005 schaffen sie es, die Zentralbanken als bedeutendste Käufer abzulösen. Diese erwarben mit 116 Mrd. Euro lediglich die Hälfte des Vorjahresvolumens. Banken erreichten mit 45 Prozent höheren Käufen als im Vorjahr ihre neue Bestmarke von 82 Mrd. Euro. Hedgefonds versechsfachten ihre Nettokäufe aus dem Vorjahr auf 63 Mrd. Euro und Pensionsfonds erreichten mit stetigen Zuwächsen seit 2019 ebenfalls ihre höchsten Nettokäufe in Höhe von 20 Mrd. Euro. Für Versicherungen bedeuteten Nettokäufe von fast 6 Mrd. Euro immerhin das dritthöchste Niveau seit Statistikbeginn. Sonstige Investoren kauften netto Bundeswertpapiere im Nominalwert von rund 10 Mrd. Euro.
Erstmals seit 2019 wurden im Übrigen Europa mit 165 Mrd. Euro wieder mehr Bundeswertpapiere gekauft als in der bis dahin wichtigsten Absatzregion, dem Euroraum mit 104 Mrd. Euro. Im Volumen von 66 Mrd. Euro konnten amerikanische Kontrahenten ihre Nettokäufe auf einen neuen Höchstwert mehr als vervierfachen. Hier besteht weiterhin eine starke Korrelation mit den Hedgefondsaktivitäten. Asiatische Kontrahenten reduzierten ihre Nettokäufe dagegen um 60 Prozent auf 15 Mrd. Euro. Aus Afrika und den arabischen Staaten wurden per saldo erneut nur niedrige einstellige Milliardenbeträge gekauft.
Fußnoten
- 1
- Internetseite der Finanzagentur: Emissionskalender
- 2
- Internetseite der Finanzagentur: Emissionsergebnisse