- Am 1. Januar 1999 wurde der Euro in elf der damals 15 EU-Mitgliedstaaten als gemeinsame Währung eingeführt. Mittlerweile ist er gesetzliches Zahlungsmittel für knapp 350 Mio. Menschen in 20 EU-Mitgliedstaaten.
- Der Euro ist eine der greifbarsten Errungenschaften der europäischen Integration und bringt viele Vorteile für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und die Mitgliedstaaten. Gerade Deutschland profitiert als Exportnation wirtschaftlich stark vom Euro.
- Der Euro ist eine relativ junge Währung, hat sich aber trotzdem bereits in mehreren schweren und in ihrer Art unterschiedlichen Krisen bewährt, angefangen von der Finanzkrise, der Staatsschuldenkrise im Euroraum, über die Corona-Pandemie oder die Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der Euro hat in diesen Zeiten seine Stabilität bewiesen. Davon haben die Mitgliedstaaten des Eurosystems spürbar profitiert.
Einleitung
Nach jahrzehntelangen Überlegungen und Vorarbeiten realisierte sich vor 25 Jahren mit der Einführung des Euro als Buchgeld in elf der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) zum 1. Januar 1999 ein Meilenstein der europäischen Integration. Für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen wurde der Euro am 1. Januar 2002 greifbar, als das Euro-Bargeld in Umlauf kam. Die Umstellung der nationalen Währungen auf den Euro war ein einzigartiger historischer Schritt. Vor dem 1. Januar 2002 wurden rund 15 Mrd. Euro-Banknoten gedruckt und etwa 52 Mrd. Münzen geprägt.
Inzwischen haben 20 Mitgliedstaaten der EU ihre nationalen Währungen aufgegeben und den Euro als Gemeinschaftswährung übernommen, zuletzt Kroatien im Jahr 2023. Der Euro ist heute gesetzliches Zahlungsmittel für knapp 350 Mio. Menschen.
25 Jahre nach seiner Einführung ist der Euro gesellschaftlich breit akzeptiert: 79 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Euroraum sind laut dem Eurobarometer aus dem Herbst 2023 für den Euro. In Deutschland sind es 80 Prozent.
Anlässlich des Jubiläums hat die Stiftung Geld und Währung am 7. Juni 2024 eine Konferenz zu 25 Jahren Euro im BMF veranstaltet, bei der der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Florian Toncar mit dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank Dr. Joachim Nagel und dem ehemaligen „Chefvolkswirt“ der Europäischen Zentralbank (EZB) Prof. Dr. Dr. h.c. Otmar Issing über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Euro sowie die finanz- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen gesprochen hat.
Bedeutung des Euro
Der Euro ist eine der greifbarsten Errungenschaften der europäischen Integration. Neben seiner symbolischen Bedeutung bringt der Euro viele spürbare Vorteile.
Wirtschaftliche Vorteile
Der Euro bringt wirtschaftliche Vorteile für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Mitgliedstaaten gleichermaßen. Vorteile für Bürgerinnen und Bürger umfassen u. a. die Preisstabilität des Euro sowie Erleichterungen beim Reisen durch den Wegfall von Umtausch und Wechselgebühren. Zudem sind beim Reisen und bei grenzüberschreitenden Geschäften die Preise transparenter, da sie unmittelbar in der gleichen Währung miteinander verglichen werden können. Dadurch entsteht ein höherer Wettbewerb, verbunden mit günstigeren Preisen und einer größeren Produktvielfalt.
Zudem profitiert Deutschland als Exportnation stark vom Euro. Der mit dem Euro verbundene Wegfall von Wechselkursrisiken innerhalb des Euroraums reduziert die Transaktionskosten für Unternehmen in erheblichem Umfang. Zudem haben die gemeinsame Währung und die dadurch reduzierten Handelshindernisse zu einer Vertiefung des europäischen Binnenmarkts geführt. Im Jahr 2023 gingen 55 Prozent der deutschen Exporte in Länder der EU und knapp 40 Prozent in Länder des Euroraums. Dies sorgt in Deutschland für Wachstum und schafft Arbeitsplätze.
Stabiler Wert des Euro
Der Euro ist eine stabile Währung: Die Inflation lag in Deutschland seit Einführung des Euro-Bargelds im Durchschnitt bei rund 1,9 Prozent jährlich. Die mit der Einführung des Euro von einigen befürchtete starke Verteuerung von Waren und Dienstleistungen blieb aus. Die hohen Inflationsraten der vergangenen Jahre haben nicht mit dem Euro als Währung zu tun, sondern sind vor allem durch globale Phänomene bedingt, wie Lieferkettenproblemen und Engpässen infolge der Pandemie bei gleichzeitig „aufgestauter“ Nachfrage. Dazu kam eine zwischenzeitlich massive Verteuerung von fossilen Energieträgern infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Auch in anderen Währungsräumen wie den Vereinigten Staaten oder dem Vereinigten Königreich waren die Inflationsraten in den vergangenen Jahren stark erhöht – in ähnlicher Größenordnung wie im Euroraum oder sogar noch deutlicher.
Die Stabilität des Euro ist auch ein wesentlicher Erfolg des Eurosystems, welches sich aus der EZB und den nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten zusammensetzt. Die Sicherstellung eines stabilen Preisniveaus ist für ein reibungsloses Funktionieren einer Marktwirtschaft von zentraler Bedeutung und damit der beste Beitrag, den die Geldpolitik zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung leisten kann.

Seine Stabilität stellte der Euro auch im Verhältnis zu anderen Währungen unter Beweis. Insbesondere gegenüber den anderen global bedeutenden Währungen wie z. B. dem US-Dollar konnte sich der Euro behaupten. Bei der Einführung des Euro als Buchgeld im Januar 1999 lag der Wechselkurs bei 1,18 US-Dollar pro Euro, bei Einführung des Eurobargelds bei 0,89 US-Dollar pro Euro. Danach gewann der Euro an Stärke und kletterte zwischenzeitlich auf über 1,50 US-Dollar pro Euro. Den Wert von 1 US-Dollar pro Euro unterschritt der Euro bis auf eine kurze Phase im Jahr 2022 nicht mehr, auch während der Staatsschuldenkrise nicht. Aktuell liegt der Euro bei knapp 1,10 US-Dollar pro Euro.

Hohe internationale Bedeutung des Euro
Der Euro ist nach dem US-Dollar die zweitwichtigste globale Reservewährung. Dies bringt zum einen wirtschaftliche Vorteile, z. B. mehr Portfolioinvestitionen in den Euroländern – was wiederum zu geringeren Finanzierungskosten beiträgt. Zudem sinken für Unternehmen im Euroraum im internationalen Handel die Wechselkursrisiken, wenn in Euro abgerechnet wird. Der Euro wird für rund 40 Prozent der globalen grenzüberschreitenden Zahlungen genutzt und für mehr als die Hälfte der EU-Exporte. Zum anderen verleiht er dem Euroraum mehr Gewicht auf internationaler Ebene. Die enge Kooperation von teilnehmenden Mitgliedstaaten, der EZB und der Europäischen Kommission ermöglicht es, die Interessen des Euroraums bei internationalen Wirtschaftstreffen gebündelt zu vermitteln.
Der Euro in bewegten Zeiten
Die vergangenen 25 Jahre waren bewegte Zeiten, in denen die Weltwirtschaft von zahlreichen wirtschaftlichen Schocks getroffen wurde. Zugleich haben sich strukturelle Veränderungen vollzogen, wie u. a. die zunehmende Technisierung, die Globalisierung der Lieferketten, der fortschreitende demografische Wandel und zuletzt wachsende geopolitische Spannungen. All diese Ereignisse und Entwicklungen haben auch die Geschichte des Euro mitgeprägt.
In den Anfangsjahren hat sich der Euro rasch erfolgreich etabliert. Die Inflation schwankte deutlich weniger als zu D-Mark-Zeiten, das makroökonomische Umfeld war günstig. Innerhalb des ersten Jahrzehnts traten weitere EU-Mitgliedstaaten dem Euroraum bei, und zwar Griechenland, Slowenien, Malta, Zypern und die Slowakei.
Die weltweite Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 erfasste auch den Euroraum, allerdings nicht alle Mitgliedstaaten in gleicher Intensität. Zudem bestanden unterschiedliche fiskalische Kapazitäten zur Eindämmung der Auswirkungen. Die daraufhin folgende Staatsschuldenkrise war keine Krise des Euro, sondern eine Krise einiger hoch verschuldeter Mitgliedstaaten. Der Euro meisterte diese Herausforderungen und blieb auch während der Krisenjahre außerordentlich stabil – sowohl im Hinblick auf den Innenwert als auch hinsichtlich des Außenwerts.
Die Krisen waren eine erste und ernste Belastungsprobe für die Wirtschafts- und Währungsunion (WWU). Sie legten einige architektonische Schwachstellen offen. Einerseits deckte die Finanzmarktkrise erhebliche Schwächen in der Regulierung der Finanzmärkte auf. Auch fehlte der WWU ein institutioneller Schutz- und Nothilfemechanismus. Andererseits zeigte sich, dass die institutionellen Vorkehrungen gegen Überschuldung nicht ausreichend waren und die wirtschaftspolitische und makroprudenzielle Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten nicht weit genug ging. In Reaktion wurden neue Kontroll- und Stabilisierungsmechanismen geschaffen, u. a. die Erweiterung des Fiskalrahmens, eine Koordinierung der Wirtschaftspolitik im Rahmen des Europäischen Semesters, eine Stärkung der Finanzmarktregulierung und die Einführung des Europäischen Stabilitätsmechanismus.
Auch die COVID-19-Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine waren mit Herausforderungen für den Euroraum verbunden. Durch die Pandemie kam es zu einer wirtschaftlichen Rezession in den Mitgliedstaaten. Der – zunächst pandemiebedingt – starke Anstieg der Inflationsrate im Euroraum seit Mitte des Jahres 2021, der sich durch die Folgen des russischen Angriffskriegs noch einmal merklich verstärkt hat, hat die EZB erstmalig in ihrer Geschichte entschiedene Maßnahmen zur Rückführung einer deutlich erhöhten Inflation ergreifen lassen.
Ausblick
Die einheitliche Währungspolitik erfordert eine enge Kooperation in allen Bereichen der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Strukturelle Herausforderungen sind u. a. die nach wie vor ungleiche ökonomische Leistungsfähigkeit der Mitgliedstaaten des Euroraums und die sehr hohen Schuldenstandsquoten einiger Mitglieder. Zudem gilt es, den Euroraum bestmöglich zu wappnen für ein Umfeld zunehmender geopolitischer Spannungen und für die Bewältigung der Dekarbonisierung und Digitalisierung. Die nachfolgenden Bereiche aus dem Arbeitsbereich der Finanzministerinnen und Finanzminister spielen dabei eine wichtige Rolle.
Solider fiskalischer Rahmen
Die Erfahrungen der vergangenen 25 Jahre haben eindrücklich gezeigt, wie zentral solide und nachhaltige öffentliche Finanzen für eine funktionierende Währungsunion sind. In diesem Jahr wurden intensive Verhandlungen über einen überarbeiteten Stabilitäts- und Wachstumspakt zum erfolgreichen Abschluss gebracht. Das neue fiskalische Rahmenwerk soll die fiskalischen Voraussetzungen für ein spannungsfreies Miteinander im Euroraum wahren. Von deutscher Seite konnten dabei wichtige Impulse gesetzt werden. Das neue Überwachungsverfahren wird für die Haushaltsplanung ab dem Jahr 2025 erstmals angewendet werden.1
Vertiefte Integration und Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
Der Euroraum sollte weiter gestärkt werden, um das Wachstumspotenzial sowie die Resilienz und Schockabsorptionsfähigkeit zu verbessern. Dazu zählt u. a. die Stärkung der Bankenunion. Wichtig dafür ist die richtige Sequenz, d. h., der Fokus muss jetzt – wie in der Eurogruppe im Juni 2022 vereinbart – auf eine sachgerechte und zielgerichtete Stärkung des Abwicklungsregimes gerichtet werden. Dabei müssen bewährte nationale Systeme und Strukturen – wie die Institutssicherungssysteme – erhalten und ordnungspolitisch saubere Lösungen gefunden werden. Zu einer Stärkung der Bankenunion zählen weiterhin auch eine stärkere Marktintegration und eine angemessene Regulierung von Staatsanleihen, um den Nexus von Banken und Staaten weiter abzuschwächen. Davon profitiert auch der Euro als Währung.
Darüber hinaus spielt die Vertiefung der Kapitalmarktunion eine Schlüsselrolle. Sie sollte eine politische Priorität im nächsten institutionellen Zyklus sein. Es braucht einen einheitlichen, tiefen und liquiden Kapitalmarkt in Europa. In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht – die Derivateverordnung EMIR, der Listing Act und ein EU-weiter Ticker für Handelsdaten zum Beispiel. Im März dieses Jahres hat sich die Eurogruppe im inklusiven Format mit ihrer Erklärung zur Zukunft der Kapitalmarktunion dazu verpflichtet, weitere wichtige Maßnahmen anzugehen. Die deutsch-französische Roadmap zur Fortentwicklung der Kapitalmarktunion war hier ein wichtiger Impuls. Es ist wichtig, sich auf zeitnah umsetzbare Schritte zu konzentrieren, die einen wirklichen Mehrwert bieten und von möglichst vielen Mitgliedstaaten mitgetragen werden. Zentral ist auch die Nachfrageseite: Bürgerinnen und Bürger sollen das Potenzial des Kapitalmarkts für einen Vermögensaufbau besser nutzen können.
Innovation fördern
Zudem ist es von Bedeutung, mit Innovationen Schritt zu halten und die internationale Rolle des Euro zu stärken. Ein digitaler Euro in Ergänzung zum Bargeld könnte ein Katalysator für Innovationen insbesondere im Zahlungsverkehr werden. Nach Abschluss der zweijährigen Untersuchungsphase des Eurosystems zum digitalen Euro hat der EZB-Rat am 18. Oktober 2023 den Eintritt in eine weitere Projektphase (Vorbereitungsphase) beschlossen, die ebenfalls zwei Jahre dauern soll. Eine Entscheidung über die mögliche Einführung eines digitalen Euro ist damit nicht verbunden. Die Europäische Kommission hat am 28. Juni 2023 einen Legislativvorschlag zur Schaffung eines Rechtsrahmens für die mögliche Einführung eines digitalen Euro vorgelegt. Zeitgleich hat die Europäische Kommission einen Legislativvorschlag über Euro-Banknoten und Euro-Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel vorgestellt. Durch den Legislativvorschlag soll der Status von Euro-Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel einheitlich definiert und insgesamt gestärkt werden; insbesondere auch durch Regelungen zur Annahme von Euro-Bargeld und zum Zugang hierzu. Es ist wichtig, dass die EZB und die Europäische Kommission sich mit der Frage beschäftigen, wie wir unsere gemeinsame Währung für die Zukunft aufstellen. Die Bundesregierung begleitet die Arbeiten am digitalen Euro und am Legislativvorschlag über Euro-Bargeld konstruktiv und bringt sich aktiv in den europäischen Verhandlungsprozess ein. Für die Bundesregierung ist dabei aber klar: Ein digitaler Euro kann das Euro-Bargeld nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.
Fußnoten
- 1
- Für weiterführende Informationen vergleiche Artikel „Reform des Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts“ aus dem BMF-Monatsbericht Mai 2024