Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Euro ist in diesem Jahr 25 Jahre alt geworden. Am 1. Januar 1999 wurde der Euro nach jahrzehntelangen Vorarbeiten als Buchgeld in elf von 15 EU-Mitgliedstaaten eingeführt. Zum 1. Januar 2002 kam der Euro als Bargeld im Umlauf und wurde damit für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen greifbar. Mittlerweile haben insgesamt 20 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) den Euro als Währung eingeführt, womit er für rund 350 Millionen Menschen das gesetzliche Zahlungsmittel ist.
Anlässlich seines 25. Geburtstags fand am 7. Juni 2024 im BMF die Konferenz der Stiftung Geld und Währung unter dem Motto „25 Jahre Euro – Perspektiven für eine Geld- und Finanzpolitik in einer instabilen Welt“ statt. Auf dem Podium wurden zahlreiche interessante und erkenntnisreiche Diskussionen mit namhaften Expertinnen und Experten zum Euro sowie zu aktuellen Herausforderungen für die Finanz-, Wirtschafts- und Geldpolitik geführt, u. a. mit Prof. Dr. Dr. h.c. Otmar Issing, dem ehemaligen Direktoriumsmitglied und Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Prof. Dr. Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der EZB, und Prof. Dr. Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrates.
In Zeiten großer Herausforderungen freue ich mich sehr, dass wir im BMF mit Dr. Nicolaus Heinen einen hervorragenden und breit aufgestellten Ökonomen mit einschlägiger beruflicher Erfahrung in der Wirtschaft als Leiter der volkswirtschaftlichen und finanzpolitischen Grundsatzabteilung gewinnen konnten. Im Interview dieser Ausgabe beantwortet Ihnen Dr. Nicolaus Heinen u. a. die Frage, welche Prioritäten aus seiner Sicht gesetzt werden müssen, um die deutsche Wirtschaft wachstumsstärker und resilienter zu machen.
Die am 16. Mai 2024 veröffentlichte aktuelle Steuerschätzung verdeutlicht den politischen Handlungsbedarf angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und enger finanzpolitischer Handlungsspielräume. Gemeinsam nehmen Bund, Länder und Gemeinden im Jahr 2024 voraussichtlich rund 950 Mrd. Euro an Steuern ein. Dies sind circa 16 Mrd. Euro weniger als in der Steuerschätzung im Oktober 2023 für das Jahr 2024 erwartet. Auch die Steuereinnahmenschätzung für das Haushaltsjahr 2025 fällt mit rund 995 Mrd. Euro geringer aus als im Oktober 2023 prognostiziert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Herausforderungen für die Aufstellung des Bundeshaushalts 2025 und des Finanzplans sowie die Notwendigkeit einer Dynamisierung der deutschen Wirtschaft. Über die Ergebnisse der aktuellen Steuerschätzung berichten wir ausführlich in dieser Ausgabe, genauso wie über die Bilanz des deutschen Zolls 2023 sowie den aktuellen Beteiligungsbericht des Bundes.
Auf globaler Ebene stehen ebenfalls die Stärkung des Wirtschaftswachstums und der Wiederaufbau fiskalischer Puffer nach den Krisen im Vordergrund. Vom 23. bis 25. Mai 2024 fand das Treffen der G7-Finanzministerinnen und -minister sowie Notenbankgouverneurinnen und -gouverneure in Stresa, Italien, statt. Das knapp zweitägige Treffen war durch intensive Beratungen gekennzeichnet. Für Deutschland haben Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbankpräsident Dr. Joachim Nagel teilgenommen. Schwerpunktmäßig wurde über die finanzielle Unterstützung der Ukraine und Reaktionen auf den russischen Angriffskrieg, die Lage der Weltwirtschaft, die internationale Steuerpolitik und über die Entwicklungs- und Klimafinanzierung mit einem Fokus auf der Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern diskutiert.
Bei der Lektüre dieser spannenden Artikel wünsche ich Ihnen viel Freude.
Ihr Dr. Wolf Heinrich Reuter
Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen