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BMF-Monatsbericht Oktober 2024

Inhalt

Steuereinnahmen im September 2024 und konjunkturelles Umfeld

22.10.2024

Entwicklung des Steueraufkommens

Steueraufkommen insgesamt

Die Steuereinnahmen insgesamt (ohne Gemeindesteuern) stiegen im September 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp 7 Prozent (s. a. Tabelle „Entwicklung der Steuereinnahmen“).

Der Zuwachs beim Aufkommen aus den Gemeinschaftsteuern, die den größten Teil des Steueraufkommens ausmachen, lag mit 7 ½ Prozent leicht höher. Der kräftige Anstieg der Einnahmen bei der Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräußerungserträge setzte sich dabei fort. Ein Einnahmeplus war darüber hinaus bei den Steuern vom Umsatz, der Lohnsteuer und der veranlagten Einkommensteuer zu verzeichnen. Dagegen verringerten sich die Aufkommen der Körperschaftsteuer und der nicht veranlagten Steuern vom Ertrag gegenüber dem Vorjahresmonat. Kumuliert von Januar bis September 2024 lagen die Einnahmen aus den Gemeinschaftsteuern um knapp 3 Prozent höher als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.

Die Einnahmen aus den Bundessteuern waren im September um knapp 1 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Vor allem die Einnahmen aus der Tabaksteuer, die zuletzt immer wieder eine merkliche monatliche Volatilität aufwiesen, lagen unter Vorjahresniveau. Daneben waren u. a. bei der Kfz-Steuer sowie der Stromsteuer (hier bedingt durch die Entlastungen durch das Strompreispaket) Einnahmerückgänge zu verzeichnen. Im Plus lag im Berichtsmonat dagegen u. a. das Aufkommen aus der Energiesteuer, aus der Versicherungsteuer sowie aus dem Solidaritätszuschlag. Kumuliert von Januar bis September 2024 wiesen die Bundessteuern ein Einnahmeplus von rund 3 ½ Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf.

Das Aufkommen aus den Ländersteuern stieg im September 2024 kräftig um knapp 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat an. Das Aufkommen aus der Grunderwerbsteuer lag dabei, wie in den Vormonaten, bei rund 1,1 Mrd. Euro. Aufgrund einer niedrigen Vorjahresbasis ergab sich daraus ein Aufkommensanstieg von rund 21 Prozent. In ähnlicher Größenordnung legte das Aufkommen aus der Erbschaftsteuer zu, auch hier war die Vorjahresbasis relativ niedrig. Kumuliert von Januar bis September 2024 war bei den Ländersteuern ein Aufkommensanstieg gegenüber dem entsprechenden Zeitraum im Jahr 2023 von rund 3 ½ Prozent zu beobachten, der damit ähnlich hoch lag wie der kumulierte Anstieg bei den Bundessteuern.

Verteilung auf die Gebietskörperschaften

Die Steuereinnahmen des Bundes nach Bundesergänzungszuweisungen verzeichneten im Berichtsmonat einen Anstieg um rund 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Einnahmen des Bundes aus den Gemeinschaftsteuern legten dabei ungefähr so stark zu wie das Aufkommen aus den Gemeinschaftsteuern insgesamt. Das war auch darauf zurückzuführen, dass der Anteil des Bundes am Aufkommen der Steuern vom Umsatz nach Berücksichtigung von Festbeträgen, die gemäß § 1 Abs. 2, 2a und 5 Finanzausgleichsgesetz (FAG) aus dem gemäß § 1 Abs. 1 FAG festgelegten Anteil des Bundes am Umsatzsteueraufkommen vom Bund an die Länder und Gemeinden übertragen werden, ungefähr so hoch lag wie im September des Vorjahres (s. a. Tabelle „Umsatzsteuerverteilung im September 2024“). Der leichte Rückgang der Einnahmen aus den Bundessteuern sowie höhere Auszahlungsbeträge an Regionalisierungsmitteln und Bundesergänzungszuweisungen an die Länder wurden durch niedrigere Eigenmittelabführungen an die Europäische Union kompensiert.

Die Steuereinnahmen der Länder nach Bundesergänzungszuweisungen stiegen im September 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat mit rund 8 Prozent etwas stärker an als die des Bundes. Dies spiegelte den kräftigen Anstieg der Ländersteuern und die höheren Regionalisierungsmittel wider (siehe jeweils oben). Das Aufkommen der Gemeinden aus den Gemeinschaftsteuern stieg im Berichtsmonat im Einklang mit dem Anstieg der Einnahmen aus den Gemeinschaftsteuern insgesamt um rund 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Umsatzsteuerverteilung im September 2024
BundLänderGemeinden
USt-Anteil gemäß § 1 FAG52,8 Prozent45,2 Prozent2,0 Prozent

am Aufkommen (26.949 Mio. Euro)

14.233 Mio. Euro12.178 Mio. Euro538 Mio. Euro
Hinzu (+)/ab (-): Festbeträge gemäß FAG-1.362 Mio. Euro+1.162 Mio. Euro+200 Mio. Euro
Anteil nach Festbeträgen:47,8 Prozent49,5 Prozent2,7 Prozent
12.871 Mio. Euro13.340 Mio. Euro738 Mio. Euro

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Konjunkturelles Umfeld

Die kurzfristigen konjunkturellen Aussichten bleiben eingetrübt. So ist das ifo Geschäftsklima im September zum vierten Mal in Folge gesunken. Die Verschlechterung des Geschäftsklimas lässt sich laut ifo Institut vor allem auf schlechte Nachrichten in den Kernbranchen der deutschen Industrie zurückführen. Mittlerweile schlägt sich der Konjunkturpessimismus aber auch im Dienstleistungssektor nieder. Die Verbraucherstimmung wird nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung im Oktober zumindest nicht noch pessimistischer. Positiven Effekten, wie den verbesserten Einkommensaussichten, wirken zuletzt dämpfende Faktoren, wie Folgen von geopolitischen Krisen und eine steigende Beschäftigungsunsicherheit, entgegen.

Aktuelle Konjunkturindikatoren

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Unter den sogenannten harten Indikatoren fielen die aktuellsten Zahlen zur Produktion und zum Außenhandel besser aus als erwartet. Dies lag aber auch an Rückpralleffekten infolge von Rückgängen in den Vormonaten. Dennoch konnte die Produktion im Produzierenden Gewerbe im August die Verluste der Vormonate nur teilweise kompensieren. Der kräftige Zuwachs war dabei auf die Industrieproduktion, insbesondere bei den Investitionsgüterproduzenten, zurückzuführen. Im Baugewerbe kam es zu einem leichten Anstieg. Die nominalen Warenexporte stiegen im August – wie schon im Vormonat – etwas an. Die nominalen Warenimporte sanken dagegen gegenüber Juli deutlich. Damit stieg der Überschuss der deutschen Außenhandelsbilanz wieder merklich an. Frühindikatoren senden allerdings weiterhin nur verhaltene Signale für die weitere Exportentwicklung: Die Auftragseingänge aus dem Ausland, insbesondere aus dem Euroraum, sanken im Vormonatsvergleich merklich, wohingegen sie im weniger volatilen Dreimonatsvergleich leicht im Plus lagen. Laut Einkaufsmanagerindex sind die Exportbedingungen zwar im August leicht gestiegen, bleiben aber insgesamt auf niedrigem Niveau. Auch die ifo Exporterwartungen, insbesondere in der Automobil- und der Metallbranche, wurden zuletzt pessimistischer. Gleichwohl zieht der Welthandel, gemessen am RWI/ISL-Containerumschlag-Index, weiter an.

Die konjunkturelle Schwäche machte sich zuletzt auch in der Beschäftigung bemerkbar. Die Zahl der Erwerbstätigen war nach neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts im August in saisonbereinigter Rechnung leicht rückläufig. Dies war (saisonbereinigt) der erste Rückgang in diesem Jahr. Gleichzeitig erhöhte sich die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit am aktuellen Rand im September weiter. Die Kurzarbeit verblieb zum aktuellsten Datenpunkt (Juli) ungefähr auf dem Niveau des Vormonats und die Anzeigen für Kurzarbeit deuten auf ein nach wie vor erhöhtes Niveau für die weiteren Monate des Jahres hin.

Die Inflationsrate ist im September weiter gesunken. Hinter dem Rückgang stehen vor allem die Energiepreise. Dagegen bleibt die Teuerung insbesondere im Dienstleistungsbereich weiterhin kräftig, sodass auch die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) erhöht bleibt. Die im Vergleich zu den zwei Vorjahren deutlich gesunkenen Inflationsraten tragen dazu bei, dass die Reallöhne spürbar steigen. Insbesondere der private Konsum könnte von dieser Entwicklung im weiteren Verlauf profitieren. Allerdings ist zuletzt auch die Sparquote auf einem erhöhten Niveau gewesen.

Die Bundesregierung hat am 9. Oktober 2024 mit der Herbstprojektion eine aktualisierte Einschätzung zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgelegt.1 Angesichts der aktuell schwachen Indikatoren ist in der Herbstprojektion die Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Jahr 2024 gegenüber der Frühjahrsprojektion deutlich (um -0,5 Prozentpunkte) nach unten auf -0,2 Prozent korrigiert worden. Für die nächsten zwei Jahre wird dann wieder mit Zuwächsen des realen BIP in Höhe von 1,1 Prozent im Jahr 2025 und 1,6 Prozent im Jahr 2026 gerechnet. Dabei ist unterstellt, das vor allem der private Konsum angesichts der aufwärtsgerichteten Entwicklung der verfügbaren Einkommen die wirtschaftliche Dynamik stützt. Dazu dürften sich auch Investitionen und Außenhandel vor dem Hintergrund rückläufiger Zinsen und eines zunehmenden Welthandels im Verlauf erholen. Zudem hat die Bundesregierung eine Vielzahl von wachstumsstärkenden strukturellen Maßnahmenpaketen auf den Weg gebracht (Wachstumschancengesetz, Zukunftsfinanzierungsgesetz). Insbesondere von der Wachstumsinitiative werden in den nächsten Jahren positive Impulse ausgehen, die in der Herbstprojektion berücksichtigt wurden.2 Für die Inflationsrate wird insgesamt eine jahresdurchschnittliche Rate von 2,2 Prozent für dieses Jahr, 2,0 Prozent für nächstes Jahr und 1,9 Prozent für übernächstes Jahr erwartet.

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Anmerkungen zu einzelnen Steuerarten

Entwicklung der Steuereinnahmen (ohne reine Gemeindesteuern) im laufenden Jahr

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Lohnsteuer

Das Aufkommen aus der Lohnsteuer wies im September 2024 eine Steigerungsrate von knapp 6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf. Bei annähernd unveränderten Kindergeldzahlungen war der Anstieg allein auf die Entwicklung des Bruttoaufkommens zurückzuführen (Zuwachs von knapp 5 Prozent). Dahinter standen wohl weiterhin merklich steigende Nominallöhne sowie ein rückläufiges Gewicht der steuerfreien Inflationsausgleichsprämien im Vorjahresvergleich. Dagegen nahmen die Impulse aus der Erwerbstätigkeit infolge der schwachen Konjunktur gegenüber dem Vorjahr immer weiter ab (s. o.). Zudem befand sich die Kurzarbeit weiterhin auf erhöhtem Niveau.

Veranlagte Einkommensteuer und Körperschaftsteuer

Für die Aufkommensentwicklung beider Steuerarten waren im Berichtsmonat vor allem die Vorauszahlungen für das laufende Jahr maßgeblich. Bei der veranlagten Einkommensteuer lagen die Vorauszahlungen dabei etwas höher als im Vorjahresmonat (rund 2 Prozent). Aus der Veranlagungstätigkeit der Finanzverwaltung ergab sich ein zusätzliches Plus, da der Zuwachs an Nachzahlungen den der Erstattungen deutlich überstieg. Insgesamt ergab sich so ein Plus von rund 5 Prozent im Kassenaufkommen. Die Auszahlung von Forschungszulage aus dem Aufkommen der veranlagten Einkommensteuer lag weiterhin rund doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum, bleibt allerdings mit rund 4 Mio. Euro für das Kassenergebnis nicht relevant.

Bei der Körperschaftsteuer sanken dagegen die Vorauszahlungen für das laufende Jahr gegenüber dem Vorjahresmonat um rund 4 Prozent. Unter Berücksichtigung von spürbaren Anstiegen sowohl der Nachzahlungen als auch der Erstattungen für vergangene Zeiträume lag das Kassenaufkommen um knapp 5 Prozent niedriger als im September des vergangenen Jahres. Die aus dem Körperschaftsteueraufkommen gezahlte Forschungszulage erhöhte sich dabei um rund 55 Prozent auf etwa 56 Mio. Euro.

Kapitalertragsteuern

Bei der Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräußerungserträge lag der Aufkommenszuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat im September 2024 bei knapp 90 Prozent und damit in ähnlicher Größenordnung wie in den Vormonaten. Kumuliert liegt das Plus im bisherigen Jahresverlauf sogar bei fast 150 Prozent. In den nächsten Monaten sind mit Blick auf die dann höhere Vorjahresbasis tendenziell geringere Zuwachsraten als aktuell zu erwarten. Das Aufkommen aus den nicht veranlagten Steuern vom Ertrag wies im Berichtsmonat ein leichtes Minus von rund 1 Prozent aus. Der September gehört hier üblicherweise zu den aufkommensschwächeren Monaten. Kumuliert lagen die Einnahmen aus dieser Steuerart bis einschließlich September 2024 um rund 10 Prozent niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Steuern vom Umsatz

Die Einnahmen aus den Steuern vom Umsatz verzeichneten nach Rückgängen im Juli und August im Berichtsmonat einen merklichen Anstieg um 13 ½ Prozent. Kumuliert ergab sich in diesem Jahr bis einschließlich September allerdings nur ein leichter Zuwachs um 2 Prozent. Aus dem kräftigen Anstieg im Berichtsmonat kann aufgrund der hohen unterjährigen Volatilität allenfalls sehr bedingt auf die Zuwachsraten im weiteren Jahresverlauf geschlossen werden. Unter den mit der Bemessungsgrundlage in Zusammenhang stehenden Indikatoren legten die Einzelhandelsumsätze, für die das Statistische Bundesamt die Berichterstattung wieder aufnehmen konnte, nach neuesten Daten im August zu und lagen um rund 3 Prozent höher als im Vorjahresmonat (nominal). Sofern sich dieser Zuwachs verstetigen sollte, wären hieraus auch wieder mehr Impulse für die Steuern vom Umsatz zu erwarten.

Mit Blick auf die zugrundeliegende Entstehung der Steuern vom Umsatz ergab sich für die Einnahmen aus der Einfuhrumsatzsteuer im September 2024 ein Anstieg von rund 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der für den August gemeldete Rückgang der Warenimporte lässt aber für sich genommen eher wieder eine schwächere Zuwachsrate in den kommenden Monaten erwarten. Das Aufkommen aus der (Binnen-)Umsatzsteuer lag im Berichtsmonat rund 17 Prozent höher als im Vergleichszeitraum.

Fußnoten

1
Siehe Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zur Herbstprojektion
2
Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz organisierten Roundtable wurden Quantifizierungen der BIP-Effekte der Wachstumsinitiative mit Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft diskutiert. Siehe hier zu den Ergebnissen des Roundtable