BMF-Monatsbericht November 2024

Inhalt

BMF im Austausch zu „Future of Finance

21.11.2024
  • Am 23. September 2024 fand der Auftakt der neuen Seminarreihe „Future of Finance“ statt. Organisiert wurde sie von Abteilung VII (Finanzmarktpolitik) des BMF.
  • Die Seminarreihe soll den Austausch mit Wissenschaft, öffentlichem Sektor und Industrie zu neuen Technologien fördern.

Einleitung

Die Entwicklungen im Bereich digitaler Finanztechnologien wie beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI), Distributed Ledger Technology (DLT) und Quantencomputing haben das Potenzial, den Finanzsektor grundlegend zu verändern. Diese Technologien bieten erhebliche Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Wertschöpfung im Finanzsektor, bergen jedoch auch Risiken, die regulatorische Maßnahmen erfordern könnten. Das BMF hat aus diesem Grund die neue Seminarreihe „Future of Finance“ ins Leben gerufen. Ziel der Seminarreihe ist es, neue technologische Entwicklungen frühzeitig in den Blick zu nehmen und tiefgehende Einblicke in den aktuellen Forschungsstand sowie in Anwendungsfälle und Perspektiven der Industrie zu erhalten. Im Austausch mit Wissenschaft, öffentlichem Sektor und Privatsektor sollen Chancen und Risiken dieser neuen Technologien für den Finanzmarkt bewertet werden, um zu einem effektiven und standortfördernden Rahmen beizutragen.

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Bereich der Informatik, der sich mit der Entwicklung von Systemen beschäftigt, die Aufgaben ausführen können, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Dazu gehören das Lernen aus Erfahrungen, Erkennen von Mustern, Verstehen natürlicher Sprache, Treffen von Entscheidungen und Lösen von Problemen. Maschinelles Lernen ist der Schlüssel zur Entwicklung dieser Systeme: Es ermöglicht Computersystemen, durch die Analyse von Daten (sogenanntes Training) selbstständig Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen, anstatt nurmehr explizit vorgegebene Regeln zu befolgen.

Distributed Ledger Technology (DLT) bezeichnet ein digitales System zur dezentralen Erfassung, Speicherung und Verwaltung von Daten und Transaktionen. Im Gegensatz zu herkömmlichen zentralisierten Datenbanken verteilt DLT Informationen über ein Netzwerk von Teilnehmern, wobei jeder Teilnehmer eine identische Kopie des gesamten Datensatzes besitzt. Neue Einträge oder Transaktionen werden durch einen Konsensmechanismus validiert, was Manipulationen nahezu unmöglich macht und die Integrität der Daten sicherstellt. Dies trägt zu einem hohen Maß an Transparenz bei und gewährleistet die Unveränderlichkeit der gespeicherten Daten. Das wohl bekannteste Beispiel für eine DLT ist die Blockchain-Technologie.

Quantencomputing ist eine auf den Prinzipien der Quantenmechanik basierende Technologie, die das Potenzial birgt, komplexe Berechnungen und Datenanalysen deutlich schneller durchzuführen als herkömmliche Computer, was weitreichende Auswirkungen für den Finanzmarkt haben könnte, insbesondere in den Bereichen Cybersicherheit oder Portfolio-Optimierung.

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Auftakt der Seminarreihe „Future of Finance

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars sitzen an einem großen Tisch vor Bildschirmen BildVergroessern
Quelle:  Bundesministerium der Finanzen

Am 23. September 2024 fand die Auftaktveranstaltung der von der Abteilung VII organisierten Seminarreihe „Future of Finance“ statt.

Prof. Michael Wooldridge (University of Oxford sowie Alan Turing Institute) referierte zunächst allgemein über die Chancen und Risiken der generativen KI. Er erläuterte die Funktionsweise neuronaler Netze am Beispiel der Gesichtserkennung, zeichnete dann die jüngsten Entwicklungen im Bereich generativer KI nach und diskutierte die damit verbundenen Möglichkeiten. Der Vortrag ging auch auf die mit (generativer) KI verbundenen Risiken wie Halluzinationen, Voreingenommenheit, Toxizität und mögliche Urheberrechtsverletzungen beim Training von Modellen ein. Prof. Michael Wooldridge beleuchtete zudem offene Fragen in der KI-bezogenen Forschung sowie Herausforderungen in den Anwendungen von KI und ging u. a. auf das fehlende Bewusstsein und Inhaltsverständnis von KI-Sprachsystemen ein.

Generative KI ist eine Form der KI, die darauf spezialisiert ist, neue Inhalte zu erschaffen (im Gegensatz zu traditionellen KI-Systemen, die hauptsächlich auf Analyse und Vorhersage ausgerichtet sind). Diese Technologie kann eine Vielzahl von Daten wie Text, Bilder, Musik oder Videos generieren, die von Menschen erstellten Inhalten ähneln. Generative KI-Systeme lernen aus großen Datenmengen, erkennen Muster und Strukturen und nutzen dieses Wissen, um neue, originelle Inhalte zu produzieren. Ein bekanntes Beispiel ist ChatGPT, das Texte generieren kann, welche denen von Menschen sehr ähneln.

Der Vortrag von Prof. Michael Wooldridge wurde anschließend durch einen Beitrag von Prof. Tucker Balch (Emory University, ehemals Managing Director AI Research bei J.P. Morgan) um eine Finanzmarktperspektive ergänzt. Prof. Tucker Balch erläuterte, wie Banken ihre Prozesse mithilfe von KI optimieren, und betonte die Bedeutung des Human-in-the-Loop (HITL). HITL bezeichnet ein Konzept, bei dem Menschen aktiv in automatisierte Prozesse wie KI-Systeme eingebunden werden, um deren Leistung, Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern. Darüber hinaus diskutierte Prof. Tucker Balch typische Anwendungsfälle von KI im Finanzmarkt, wie beispielsweise im Trading oder bei Datenanalysen, und ging auf die finanzmarktspezifischen Chancen und Risiken von KI ein.

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Ausblick

Für die kommenden Monate sind weitere Seminare der Seminarreihe angesetzt. Geplant sind u. a. Veranstaltungen zu den Themen Supervisory Technology und Quantencomputing.

Supervisory Technology bezeichnet technologische Lösungen, die Aufsichtsbehörden dabei unterstützen, die Überwachung und Regulierung des Finanzmarkts durch den Einsatz von Datenanalysen, KI oder Automatisierung effizienter und effektiver zu gestalten.